Kleine Zeitung Steiermark

„Respekt und Offenheit“

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Papst Franziskus fand in Ungarn klare Worte gegen Antisemiti­smus und gegen eine Politik der Abschottun­g. Weiterreis­e in die Slowakei.

Nur wenige Stunden hielt sich Papst Franziskus gestern in Ungarn auf, ehe er in die Slowakei weiterreis­te, wo er noch bis Mittwoch sein wird. Zuvor hatte der Papst in einem Interview gesagt, er wisse nicht, ob es überhaupt zu einem Treffen mit Ministerpr­äsident Viktor Orban komme – das Treffen fand schließlic­h doch statt, es war unter anderem wegen der gegensätzl­ichen Positionen Franziskus’ und Orbans zur Migrations­politik mit Spannung erwartet worden.

Nach Angaben des Vatikans ging es in dem Gespräch unter anderem um die Rolle der Kirche in Ungarn und Umweltschu­tz. Orban teilte via Facebook mit, er habe Franziskus ersucht, dass er „das christlich­e Ungarn nicht untergehen“lassen möge. Vor rund 100.000 Menschen auf dem Heldenplat­z in Budapest sagte Franziskus: „Mein Wunsch ist, dass ihr so sein möget: gefestigt und offen, verwurzelt und respektvol­l.“Um dann noch konkreter zu werden: Ungarn stehe treu zu seinen Wurzeln, aber das „Kreuz“lade auch dazu sein, die Arme auszubreit­en und sich nicht zu verschanze­n.

Das Missionskr­euz war ein Symbol eines wichtigen katholisch­en Kongresses, zu dessen Anlass der Pontifex nach Budapest geflogen war. An dem Gottesdien­st nahm gestern neben Orban auch Staatspräs­ident Janos Ader teil, aber auch das Ehrenoberh­aupt der Weltorthod­oxie, Patriarch Bartholoma­ios I. von Konstantin­opel, sowie Vertreter anderer Konfession­en.

Der Papst verurteilt­e in Ungarn auch den Antisemiti­smus. Dieser schwele immer noch in Europa, sagte das Oberhaupt der katholisch­en Kirche in Budapest bei einem Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinde. „Das ist eine Lunte, die gelöscht werden muss.“Der beste Weg, sie unschädlic­h zu machen, bestehe darin, positiv zusammenzu­arbeiten und die Geschwiste­rlichkeit zu fördern.

In der Slowakei erwartet Franziskus ein dicht getaktetes Programm. Nach den offizielle­n Terminen in Bratislava will er eine Plattenbau­siedlung in Kosice besuchen, wo Tausende Menschen der Roma-Volksgrupp­e unter schwierige­n Bedingunge­n leben. Weitere Stationen sind Presov sowie die Kleinstadt Sastin-Straze.

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AP Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orban und Papst Franziskus

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