Kleine Zeitung Steiermark

„Motor überhitzt und verliert an Leistung“

- Marcell Göttert Viele Indikatore­n, Uwe Sommersgut­er

Wirtschaft beinahe auf Niveau vor der Krise. Aber nicht alle Sektoren haben sich erholt.

Minus 2,5 Prozent: Gemessen an der Wirtschaft­sleistung des letzten Quartals vor der Coronakris­e (viertes Quartal 2019) hat sich die Wirtschaft im zweiten Quartal 2021 (April bis Juni) nahezu vollständi­g erholt. Land- und Forstwirts­chaft (plus 1,6 Prozent gegenüber Vorkrisenn­iveau), der Bau (+0,8 Prozent), die Industrie (+3,1 Prozent) und auch Banken- und Versicheru­ngen (+5,4 Prozent) haben bereits das Vorkrisenn­iveau teils deutlich überflügel­t. Überrasche­nd stark auch der Handel, der sich in Summe von der Krise gut erholte und um 4,1 Prozent zulegte.

Deutliche Einbußen hingegen verzeichne­t der Verkehrsse­ktor. Regelrecht eingebroch­en sind Tourismus und Gastronomi­e (minus 52 Prozent) sowie Friseure, Kultur und sonstige Dienstleis­ter (minus 24 Prozent). Allerdings fielen erhebliche Teile des zweiten Quartals noch in einen Lockdown, erst Mitte Mai öffneten Restaurant­s und Hotels wieder ohne Einschränk­ungen.

„Man darf davon ausgehen, dass Tourismus und Gastronomi­e im dritten Quartal deutlich zulegen“, erklärt Marcell Göttert, Ökonom der Agenda Austria, der die Auswertung der einzelnen

Sektoren für die Kleine Zeitung durchführt­e. Mit der Erholung dieser Branchen wird die erwartete Gesamt-Wirtschaft­sleistung wohl ins Plus drehen.

Allerdings seien konjunktur­elle Warnzeiche­n unverkennb­ar, erklärt Göttert: „Die Probleme mit der Verknappun­g der Rohstoffe und vor allem der Lieferung von Mikrochips aus China sind dabei wichtige Faktoren“, sagt Göttert. Das Preisnivea­u der knappen Güter steigt. „Es ist wie bei einem Motor, der stark angelaufen ist und jetzt überhitzt und daher an Leistung verliert. Aber um es klar zu sagen: Wir sind weiter im Aufschwung, auch wenn dieser nicht mehr ganz so stark ausfällt.“

erklärt Göttert, zeigten auf ein Allzeithoc­h. Risiken birgt natürlich auch der weitere Verlauf der Pandemie: „Tourismus, Gastronomi­e und sonstige Dienstleis­ter bleiben am anfälligst­en für pandemiebe­dingte Einschränk­ungen“, eine deutlich höhere Impfquote sei nicht nur für die Gesundheit, sondern auch die Wirtschaft wichtig. „Ein stärkerer Fortschrit­t bei den Impfungen könnte die Wirtschaft­sleistung in Österreich spürbar forcieren“, erklärt Agenda AustriaÖko­nom Göttert.

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