Packender Ritt der Emotionen
Emotionale Endzeitstimmung: die „Walküre“am Stadttheater.
Es ist ein ambitioniertes Unterfangen des Klagenfurter Stadttheaters, Richard Wagners „Walküre“als Eröffnungspremiere auf die Bühne zu stellen, denn neben einem groß besetzten Orchester braucht es auch hochdramatische Sänger. Allerdings hat der Bayreuther Meister auf kleinere Theater Rücksicht genommen und dafür eine reduzierte Orchesterfassung geschaffen. Das Ergebnis kann sich hören lassen, es fasziniert in allen Bereichen. Kammermusikalisch schlank, durchsichtig, aber wenn angebracht auch rauschhaft, saftig, aufwühlend und auf Überwältigung setzend: So musiziert das Kärntner Sinfonieorchester unter Nicholas Milton.
Der neue Chefdirigent ist ein Gewinn für das Haus, denn er weiß reiche Nuancen und Farben herauszuarbeiten und lässt immer sängerfreundlich spielen. Das Ensemble dankt es ihm mit wahrem Schöngesang. Markus Marquardt ist ein edler, fein differenzierender Wotan, Magdalena Anna Hofmann singt die Walküre sogar bei Höchst-Dramatik schön, Julian Hubbard zeigt als Siegmund beachtliche Kraft, Martina Welschenbach ist eine voluminöse Sieglinde.
Ohne sich auf politische oder mythologische Deutungen einzulassen, erzählt Hausherr und Intendant Aron Stiehl die Geschichte inklusive der Gefühle und Beziehungen der Protagonisten in der völlig naturalistischen Ausstattung konventionell, aber klar und mit kleinen Andeutungen an unsere Zeit.
Etwas nüchtern findet dann das Finale bei einem stählernen Seilbahnrad der Bergstation statt, wo sich auch der „Feuerzauber“ereignet. Aron Stiehl gelingt es, mit subtiler Personenführung die inneren Gefühle der Protagonisten hervorzukehren. Besonders beim geschwisterlichen Liebespaar wie auch bei Wotans Abschied von seiner Lieblingswalküre werden tiefe zwischenmenschliche Emotionen freigelegt. Stehende Ovationen und einige wenige Buhs.
von Richard Wagner Stadttheater Klagenfurt. Bis 21. 10., 18 Uhr. Tel. (0463) 54 0 64.