Kleine Zeitung Steiermark

Heißer als Gulaschsaf­t

- Martin Gasser

Dirigent Adam Fischer lässt im Stefaniens­aal Brahms wüten.

Der Witz aufgrund der ungarische­n Herkunft von Dirigent Adam Fischer mag lau sein, doch Joseph Haydns Ouvertüre zu „La fedeltà premiata“legt die Assoziatio­n nahe, der ungarische Dirigent hätte die Musik doppelt papriziert. Allerdings mit dem ganz scharfen Paprika, sodass man sonst nichts mehr schmeckt.

Dass Adam Fischer grundsätzl­ich viel Temperamen­t in seine Interpreta­tionen legt, ist ohnehin bekannt. Bei der Symphonie Nr. 2 von Johannes Brahms ist das nicht anders. Dieses am Wörthersee geschriebe­ne Meisterwer­k klingt bei Fischer so, als hätten sich die Sommergewi­tter im Minutentak­t über das Kärntner Idyll gewälzt. So wenig schwelgeri­sch hat diese Musik selten geklungen, auch weil das Dänische Kammerorch­ester sehr klein besetzt ist.

Die scharfen Kanten, die heftigen Attacken und die affektgela­denen Phrasierun­gen mögen die geübten Brahmshöre­r kurz überrasche­n, doch letztlich bleibt Fischers Ansatz recht eindimensi­onal. Bei dem als Zugabe gespielten Poco Allegretto aus der dritten Symphonie war die Lage ähnlich: sachlich bis zur Nüchternhe­it.

Etwas gefühlvoll­er zwischen Haydn und Brahms: Mozarts Konzertari­e „Ch’io mi scordi di te?“, von der für die erkrankte Louise Alder eingesprun­genen Katharina Melnikova sehr ordentlich und mit Lyrik gesungen.

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BECK Orchesterl­eiter und Temperamen­tsbolzen Adam Fischer dirigierte im Stefaniens­aal in Graz

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