Anschlag auf Asylheim nach elf Jahren geklärt
Ein damals 15-Jähriger gestand, 2009 Brandsatz beim Grazer Asylheim gezündet zu haben. So wollte er in die Gruppe aufgenommen werden.
In den Nachtstunden des 11. September 2009 explodierte im Eingangsbereich einer Asylunterkunft in der Grazer Mitterstraße ein selbst gebauter Sprengsatz. Unbekannte Täter hatten Schwarzpulver in einem Aluminiumbehälter verdichtet und gezündet.
Unmittelbar wurde durch den Anschlag niemand verletzt. Ein 49-jähriger Bewohner, Dialysepatient, schreckte jedoch infolge der Detonation auf, stürzte aus dem Bett und zog sich eine Kopfverletzung zu. Die Verunsicherung bei den 36 Bewohnern in einer damals bereits aufgeheizten Stimmung gegen Flüchtlinge war groß. Trotz der intensiven Ermittlungen des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) kam man den Tätern aber nicht auf die Spur. Der Fall landete bei den Akten.
Jetzt spielte den steirischen LVT-Ermittlern der Zufall in die Hände. Im Zuge von Erhebungen in einer anderen Angelewurde im August des Vorjahres ein Zeuge einvernommen, diesem wurden dabei auch die Bilder aus den Überwachungskameras von damals vorgelegt. Und tatsächlich: Der Zeuge erkannte das Gesicht und den Namen eines Verdächtigen.
Der war zum Tatzeitpunkt erst 15 Jahre alt. In den Einvernahmen zeigte sich der mittlerweile 26-Jährige zunächst geständig, kam dann aber plötzlich mit einem Alibi daher. Da dieses aber nur von engsten Freunden und Angehörigen gestützt wurde, blieben bei den Ermittlern Zweifel. Im Hintergrund sollen seine damaligen Komplizen den Verdächtigen unter Drohungen zum Rückzieher vom Geständnis gedrängt haben.
Schließlich gab der 26-Jährige aber zu, von einem weiteren Mann – einem amtsbekannten Rechtsextremisten – zu der Tat genötigt worden zu sein. Damals, 2009, wollte er eine Art Mutprobe bestehen um „in die rechtsextreme Clique“aufgenommen zu werden.
Die umfassenden Ermittlungen, so teilte das BMI am Montag per Aussendung mit, führten zu sechs weiteren namentgenheit lich bekannten Tatverdächtigen. Jene nach zumindest einem weiteren unbekannten Täter sind nach wie vor im Gange.
Drei der Männer stehen im Verdacht, direkt an der Tat beteiligt gewesen zu sein, ein anderer Verdächtiger wurde wegen einer verbotenen Tätowierung nach dem Verbotsgesetz sowie wegen des Verdachts der Zeugenbeeinflussung zur Anzeige gebracht. Gegen einen weiteren Beschuldigten wird ermittelt, weil er einen der Mitbeschuldigten dazu genötigt haben soll, seine Aussage zurückzunehmen.
Zwei der Männer saßen vorübergehend wegen Verdunkelungsgefahr in U-Haft. Insgesamt kam es zu drei Hausdurchsuchungen, bei denen insgesamt 21 Mobiltelefone, fünf Laptops, Tablets und Computer sowie verschiedene Datenträger sichergestellt werden konnten. Bislang ist einer der Tatverdächtigen geständig, weitere Ermittlungen laufen. Die rechtsextreme Clique soll in dieser Form nicht mehr bestehen, heißt es aus Ermittlerkreisen.