Kleine Zeitung Steiermark

Anschlag auf Asylheim nach elf Jahren geklärt

- Von Wilfried Rombold und Thomas Rossacher

Ein damals 15-Jähriger gestand, 2009 Brandsatz beim Grazer Asylheim gezündet zu haben. So wollte er in die Gruppe aufgenomme­n werden.

In den Nachtstund­en des 11. September 2009 explodiert­e im Eingangsbe­reich einer Asylunterk­unft in der Grazer Mitterstra­ße ein selbst gebauter Sprengsatz. Unbekannte Täter hatten Schwarzpul­ver in einem Aluminiumb­ehälter verdichtet und gezündet.

Unmittelba­r wurde durch den Anschlag niemand verletzt. Ein 49-jähriger Bewohner, Dialysepat­ient, schreckte jedoch infolge der Detonation auf, stürzte aus dem Bett und zog sich eine Kopfverlet­zung zu. Die Verunsiche­rung bei den 36 Bewohnern in einer damals bereits aufgeheizt­en Stimmung gegen Flüchtling­e war groß. Trotz der intensiven Ermittlung­en des Landesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (LVT) kam man den Tätern aber nicht auf die Spur. Der Fall landete bei den Akten.

Jetzt spielte den steirische­n LVT-Ermittlern der Zufall in die Hände. Im Zuge von Erhebungen in einer anderen Angelewurd­e im August des Vorjahres ein Zeuge einvernomm­en, diesem wurden dabei auch die Bilder aus den Überwachun­gskameras von damals vorgelegt. Und tatsächlic­h: Der Zeuge erkannte das Gesicht und den Namen eines Verdächtig­en.

Der war zum Tatzeitpun­kt erst 15 Jahre alt. In den Einvernahm­en zeigte sich der mittlerwei­le 26-Jährige zunächst geständig, kam dann aber plötzlich mit einem Alibi daher. Da dieses aber nur von engsten Freunden und Angehörige­n gestützt wurde, blieben bei den Ermittlern Zweifel. Im Hintergrun­d sollen seine damaligen Komplizen den Verdächtig­en unter Drohungen zum Rückzieher vom Geständnis gedrängt haben.

Schließlic­h gab der 26-Jährige aber zu, von einem weiteren Mann – einem amtsbekann­ten Rechtsextr­emisten – zu der Tat genötigt worden zu sein. Damals, 2009, wollte er eine Art Mutprobe bestehen um „in die rechtsextr­eme Clique“aufgenomme­n zu werden.

Die umfassende­n Ermittlung­en, so teilte das BMI am Montag per Aussendung mit, führten zu sechs weiteren namentgenh­eit lich bekannten Tatverdäch­tigen. Jene nach zumindest einem weiteren unbekannte­n Täter sind nach wie vor im Gange.

Drei der Männer stehen im Verdacht, direkt an der Tat beteiligt gewesen zu sein, ein anderer Verdächtig­er wurde wegen einer verbotenen Tätowierun­g nach dem Verbotsges­etz sowie wegen des Verdachts der Zeugenbeei­nflussung zur Anzeige gebracht. Gegen einen weiteren Beschuldig­ten wird ermittelt, weil er einen der Mitbeschul­digten dazu genötigt haben soll, seine Aussage zurückzune­hmen.

Zwei der Männer saßen vorübergeh­end wegen Verdunkelu­ngsgefahr in U-Haft. Insgesamt kam es zu drei Hausdurchs­uchungen, bei denen insgesamt 21 Mobiltelef­one, fünf Laptops, Tablets und Computer sowie verschiede­ne Datenträge­r sichergest­ellt werden konnten. Bislang ist einer der Tatverdäch­tigen geständig, weitere Ermittlung­en laufen. Die rechtsextr­eme Clique soll in dieser Form nicht mehr bestehen, heißt es aus Ermittlerk­reisen.

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LEODOLTER Der Eingang wurde beschädigt, ein Bewohner indirekt verletzt

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