„Organisiertes Chaos“
Vor zehn Jahren wurden die Grazer auf den neuen Sonnenfelsplatz bei der Uni losgelassen – ohne Verkehrstafeln. Zeit für eine Bilanz.
Genau heute vor zehn Jahren atmete auch die Kleine Zeitung auf einer Doppelseite erleichtert aus, nachdem man den „Eröffnungstag“im vermeintlichen Chaos heil überstanden hatte. Probehalber probierten Reporter sowohl als Fußgänger und Radfahrer wie auch als Autolenker den frisch umgebauten Sonnenfelsplatz aus –, denn dort ließ man plötzlich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt auf das Areal bei der Grazer Uni los. Ohne Verkehrstafeln!
Mittlerweile ist aus diesem „Shared Space“, der im Oktober 2011 freigegeben wurde, eine Begegnungszone geworden. Geblieben ist bei manchen bis heute das mulmige Gefühl, über diesen vermeintlich rechtsfreien Raum vor der Mensa zu fahren, dessen bunte Markierung ein wenig verblasst.
Sie alle kann nun Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit ein wenig beruhigen und zum 10. Geburtstag dieses Unterfangens gratulieren: Er sehe es nach wie vor als „organisiertes Chaos“, welches sich aber bewährt habe. Nein, das bedeutet keineswegs, dass man dort aus dem Kuscheln kaum noch herauskommt. Tatsächlich krachte und kracht es weiterhin – doch der Vergleich mache sicher: „In den zehn Jahren vor der Umstellung des Sonnenfelsplatzes, also von 2001 bis 2010, gab es dort exakt 26 Unfälle mit 27 Verletzten. Darunter ein Schwerverletzter. In den zehn Jahren nach der Umstellung, also von 2012 bis heute, waren es 18 Unfälle mit 18 Leichtverletzten.“
die manche befürchteten, hatte zu keiner Sekunde Vorrang. Zumal der Platz nie „rechtsfrei“war, auch wenn Ampeln oder Stopp-Tafeln fehlen: Bis heute sind dort zwar alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt, doch parallel sind auch „die allgemeinen Vorrangregeln“weiter gültig. Autolenker dürfen höchstens 20 km/ h schnell fahren und weder Fußgänger noch Radler gefähr–