Arbeitsmarkt-Forscher erhalten Nobelpreis
Der Wirtschaftsnobelpreis geht an David Card, Joshua Angrist und Guido Imbens.
Lange Zeit herrschte eine Annahme, dass Einführung bzw. Erhöhung von Mindestlöhnen zum Rückgang der Beschäftigung führten. Der kanadische Arbeitsmarktökonom David Card stellte diese Standardtheorie infrage. In seinen Arbeiten verglich er ökonomisch ähnliche Regionen mit und ohne Lohnuntergrenze und konnte so die Annahme hinterfragen, dass Arbeitslosigkeit unmittelbar aus der Lohnhöhe folgt. Damit beeinflusste er auch die politischen Diskussionen über die Einführung von Mindestlöhnen. Am Montag wurde Card, der an der Universität von Kalifornien in Berkeley forscht und lehrt, von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zuerkannt.
Die zweite Hälfte des Preises von 980.000 Euro geht an zwei Forscher für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalzusammenhängen – an den Amerikaner Joshua D. Angrist vom MIT und den Niederländer Guido W. Imbens von der Stanford University. Die Erkenntnisse aus den Arbeiten der drei Forscher hätten „unser Verständnis empirischer Arbeit in der Wirtschaftswissenschaft verfeinert“, erläuterte die Jury. Nicht nur das: Der Ansatz der drei Forscher habe „auf andere Bereiche übergegriffen und die empirische Forschung revolutioniert.“Zentrale Fragen der Sozialwissenschaften haben oft mit Ursache und Wirkung zu tun, etwa wie sich Einwanderung auf das Lohn- und Beschäftigungsniveau auswirke. Diese Fragen sind schwer zu beantworten, weil es dazu keine Vergleiche gebe – man weiß nicht, was passiert wäre, wenn es weniger Zuwanderung gegeben hätte. „Die drei Preisträger hätten gezeigt, dass es möglich sei, solche und ähnliche Fragen mit natürlichen Experimenten zu beantworten.“
Die Forschungsergebnisse von Card, Angrist und Imbens seien „extrem relevant für die Praxis und zentral für die Arbeitsmarktforschung“, begrüßte Ulrike Famira-Mühlberger, Vize-Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo), den Nobelpreis für die drei Arbeitsmarktökonomen.