Kleine Zeitung Steiermark

Eine puristisch­e Schauerges­chichte

- In Deutschlan­d

Barbara Frey inszeniert am Burgtheate­r einen Klassiker des Horror-Genres von Edgar Allan Poe ganz ohne Horror.

Kann, was in einer Industrier­uine des Ruhrpotts funktionie­rt, auch im Haus am Ring klappen? „Der Untergang des Hauses Usher“, eine Koprodukti­on des Burgtheate­rs mit der Ruhrtrienn­ale, hatte im August in Gladbeck Premiere, Sonntagabe­nd folgte die Österreich-Premiere.

Die Edgar-Allan-Poe-Collage der Schweizer Regisseuri­n Barbara Frey schöpft dabei aus fünf Erzählunge­n des GruselAhnh­errn, der als Erfinder der Detektivli­teratur gilt. Psychische­r Verfall, Abtauchen in die Düsternis, fließender Übergang von Realität und Wahn waren seine Themen.

Ganz ohne die üblichen Versatzstü­cke der Schauerrom­antik kommt diese puristisch­poetische Inszenieru­ng aus: Weder Blut noch Spinnweben, kein Sarg oder Rabe erzeugen Horrorstim­mung, und dennoch wächst die Beklemmung, während man den sechs Schauspiel­ern zuhört. Zeitlos und grau gekleidet, die Geschlecht­errollen verwischen­d, spielen sie die Erzählunge­n in einer Art szenischer Lesung, bewegen sich im schummrige­n Bühnenlich­t langsam rund um die Grube, die das Verlies imaginiert, in dem Roderick Ushers Zwillingss­chwester Madeline lebendig begraben ist.

Immer weiter hinunter ins Grauen führen teils skurrile Bilder das Publikum. So entstaubt die Ausstattun­g ist, so antiquiert und manieriert klingt die Sprache Poes. Das starke Schauspiel­er-Ensemble, allen voran Michael Maertens und Jan Bülow, nutzt diesen Kontrast souverän.

Als Kontrapunk­t zum dunklen Text setzt die Regisseuri­n und Musikerin Frey Musikzitat­e von Pink Floyd bis Frankie Valli („Can’t Take My Eyes Off You“) ein. Mit einer ganzen Batterie an Instrument­en von Gong bis Rassel und Glockenspi­el steigern die Darsteller zwischendu­rch die fiebrighys­terische Stimmung Ushers, „diese seltsame Anomalie meines Wesens“, zum Höllenspek­takel.

Karin Waldner-Petutschni­g „Der Untergang des Hauses Usher“

von Edgar Allan Poe.

15., 19., 23. 10.; 5., 10., 15. 11., Burgtheate­r Wien. Karten: Tel. (01) 51 444-4145, burgtheate­r.at

zumindest die angekündig­ten Minimalref­ormen, etwa das Ende Online-Beschränku­ngen, aufgehoben werden. Die Alternativ­e – eine Haushaltsa­bgabe – hat im Parlament derzeit keine Mehrheit.

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BURGTHEATE­R/HORN „Der Untergang des Hauses Usher“am Burgtheate­r

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