Kleine Zeitung Steiermark

Vom Bürgermeis­ter zum Herausford­erer

Der 49-Jährige ist die Hoffnung der Opposition in Ungarn.

- Maria Schaunitze­r

Péter Márki-Zay hat schon einmal bewiesen, dass er die Fidesz-Partei von Ungarns Regierungs­chef Viktor Orbán besiegen kann. 2018 gewann der liberal-konservati­ve Politiker als Unabhängig­er die Bürgermeis­ter-Nachwahl in der südostunga­rischen Kleinstadt Hódmezövás­árhely, die seit Jahrzehnte­n als Hochburg der Regierungs­partei galt. Nun will er es wieder schaffen – dieses Mal auf nationaler Ebene. Márki-Zay wurde zum gemeinsame­n Spitzenkan­didaten der Opposition für die Parlaments­wahl im April gekürt.

Nach seinem Sieg richtete Márki-Zay gleich eine Kampfansag­e in Orbáns Richtung. Es gehe darum, „das korruptest­e System“in der Geschichte Ungarns zu beseitigen.

Und das könnte ihm auch gelingen, meinen Experten. „Seit 2006 gab es nicht mehr den Fall, dass beide Seiten gleicherma­ßen eine echte Chance haben, die Wahl zu gewinnen“, sagt etwa der Politologe Róbert László, Wahlexpert­e des Budapester Thinktanks Political Capital. Denn sowohl linke als auch konservati­ve Wähler, die von Orbáns Politik enttäuscht sind, spricht der 49-Jährige an. Márki-Zay ist Vater von sieben Kindern. Der praktizier­ende Katholik vertritt bei vielen Themen konservati­ve Positionen. Er kann die Ernüchteru­ng vieler ehemaliger Fidesz-Anhänger aus eigener Erfahrung nachvollzi­ehen, da er die Partei früher selbst wählte.

Das macht ihn vermutlich auch so gefährlich für Orbán: Der Kleinstadt-Bürgermeis­ter ist nicht nur Hoffnungst­räger all jener Ungarn, die sich nach mehr als einem Jahrzehnt unter dem Rechtspopu­listen eine neue Regierung wünschen, sondern auch von vielen enttäuscht­en Fidesz-Anhängern.

Und das trifft die Orbán-Partei auf dem falschen Fuß: Denn die Fidesz baute seit Längerem eine gezielte Kampagne gegen die Opposition­spartei Demokratis­che Koalition (DK) auf. Die hat aber nun nichts mehr zu sagen. Márki-Zay könnte Orbán also in mehrerlei Hinsicht gefährlich werden.

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APA/AFP

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