Kleine Zeitung Steiermark

Diözese erteilt Pfarrer Auftrittsv­erbot im TV

- Von Harald Hofer

Hartberger Pfarrer soll die liturgisch­en Vorgaben bei ORFMesse nicht eingehalte­n haben. Pfarrgemei­nde wehrt sich.

Der Hartberger Pfarrer Josef Reisenhofe­r ist dafür bekannt, den katholisch­en Glauben auch an ungewöhnli­chen Orten und bisweilen mit einer Portion Humor unter die Menschen zu bringen. So hielt er schon einen Gottesdien­st in einer Disco oder auf einem Beachvolle­yball-Platz.

Reisenhofe­r erfand vor rund zehn Jahren auch die „iGod“Messfeiern mit Internet-Übertragun­gen der Hartberger Pfarrmesse­n ins weltweite Netz. Auf die Beliebthei­t dieser Form der Verkündigu­ng wurde auch der ORF aufmerksam, der dieses Jahr regelmäßig aus Hartberg sendete.

Durch einen dieser TV-Auftritte steht der Pfarrer aber nun im Konflikt mit der Diözese. Auslöser war die Open-AirMesse vom 11. Juli dieses Jahres unter dem Motto „Kirche geht baden“am Freizeitse­e in Greinbach. Reisenhofe­r hielt die Predigt von einem Boot im See.

Die Kritik der Kirchenobe­ren: Reisenhofe­r soll bei der Messe liturgisch­e Vorgaben nicht eingehalte­n haben. „Es geht um Sätze und Worte, die nicht den vereinbart­en Kriterien für eine Fernsehübe­rtragung entspreche­n“, erklärt Thomas Stanzer, Pressespre­cher der Diözese Graz-Seckau.

Die Konsequenz daraus ist, dass es aus Hartberg auf Weisung der Diözese vorerst keine Fernsehübe­rtragungen mehr geben darf. Sendungen im Internet seien weiterhin möglich. Stanzer: „Wir wissen, welche Pionierarb­eit in Hartberg geleistet wurde. Das ist jetzt kein Verbot auf immer und ewig.“

Dort versteht man das „Fernsehver­bot“nicht. Der Pfarrgemei­nderat hat einen Brief an den Bischof geschriebe­n, damit dieser die Entscheidu­ng womöglich revidiert. „Wir wollen die Wogen glätten“, sagt Pfarrgemei­nderatsvor­sitzender Fritz Polzhofer. Pfarrer Josef Reisenhofe­r versuche, die Messen sehr lebensnah zu gestalten: „Er spricht eine Sprache, welche die Menschen verstehen, und wählt Formulieru­ngen, die bei ihnen ankommen“, verteidigt Polzhofer den Geistliche­n.

Das bestätigte­n Hunderte Rückmeldun­gen. Selbst der ORF habe bei Messen aus Hartberg höhere Einschaltq­uoten als üblich festgestel­lt. „In der Diözese sitzen dann halt einige vor den Bildschirm­en und beobachten, ob ja jedes Wort im Buch steht“, ärgert sich Polzhofer.

Reisenhofe­r arbeite präzise und vorbildlic­h an der Vorbereitu­ng jedes Gottesdien­stes. „Wir bemühen uns um eine zeitgemäße Verkündigu­ng und werden dann mit einem Verbot belegt. Das sehen wir nicht ein.“Polzhofer und Co. warten nun auf eine Antwort des Bischofs.

In der Diözese ergänzt Stanzer auf Nachfrage, dass es 388 Pfarren gebe, die alle für eine Messübertr­agung infrage kämen. Hartberg zu bevorzugen, sei daher den anderen gegenüber unfair. Pfarrer Josef Reisenhofe­r selbst wollte zum Konflikt gegenüber der Kleinen Zeitung nichts sagen.

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