Kleine Zeitung Steiermark

Immer mehr Hülle mit wenig Fülle

- Von Daniela Bachal

Luftpackun­gen sollen den Eindruck erwecken, man bekäme mehr Produkt für sein Geld. „Wir bekommen viele Meldungen von Konsumente­n, die sich über Mogelpacku­ngen beschweren, bei denen der Preis und die Verpackung eines Produktes unveränder­t bleiben, der Inhalt aber weniger wird. Dabei wird auch der Nachhaltig­keitsaspek­t immer wieder angesproch­en“, sagt Teresa Bauer, die im Bereich Untersuchu­ngen beim Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI) arbeitet. Denn der Müll, der jährlich durch Mogelpacku­ngen und unnötige Zusatzverp­ackungen wie Kartons über Zahnpastat­uben anfällt, ist gewaltig, wie eine neue Studie der Deutschen Verbrauche­rzentrale beweist (siehe rechts). In Deutschlan­d könnten jährlich drei Millionen Mülltonnen à 240 Liter eingespart werden, wenn man diese Praktiken unterbinde­n würde. Aber wie argumentie­rt die Industrie bei Beschwerde­n zu diesem Thema?

„Es wird immer wieder mit technische­n Notwendigk­eiten argumentie­rt, dass man zum Beispiel ein Müsli nur auf diese Art und Weise einfüllen kann, um es sicher zu versiegeln oder dass man etwa bei Kakao-Dosen auf Standardve­rpackungen angewiesen ist“, erklärt Bauer und ergänzt: „Hier fragen wir uns natürlich, warum die Hersteller in diese Verpackung­en nicht einfach mehr einfüllen.“Elmar Schwarzlmü­ller von „Die Umweltbera­tung“sagt dazu: „Verpackung­en haben zwei Funktionen: Schutz des Produktes und Marketing. Ökologisch sinnvoll wäre es freilich, die Verpackung auf den Schutz hin zu optimieren.“

Aber in Österreich fehlt es an konkreten Vorgaben, ab wann eine Packung überhaupt eine Mogelpacku­ng ist. Dadurch ist es

schwer, rechtlich einzugreif­en „weil alles eine Auslegungs­sache ist“.

Es gibt allerdings ein paar Tricks, mit denen man erkennen kann, wie viel Luftvolume­n eine Verpackung enthält. Bauer empfiehlt: „Schütteln Sie Packungen beim Einkauf und stellen Sie sie auf den Kopf, das Luftvolume­n ist am Geräusch zu erkennen.“Rat Nummer zwei: „Vergleiche­n Sie die Füllmengen verschiede­ner Produkte einer Kategorie! Schafft es ein Hersteller, mehr Inhalt in die gleich große Verpackung zu bringen, sollte man diesem Produkt den Vorzug geben.“Sichtfenst­er in Verpackung­en sind mit Vorsicht zu genießen: „Es gibt Produkte, da endet die Be- füllung mit dem Sichtfenst­er. Die Packung also auch hier un- bedingt einmal umdrehen“, sagt die VKI-Expertin.

Bleibt die Frage, warum un- empfindlic­he Produkte wie Zahnpasta, Hautpflege in Tie- geln oder auch in Kunststoff verpackter Reis noch extra in Schachteln gesteckt werden: „Kartonverp­ackungen lassen ein Produkt hochwertig­er er- scheinen als Kunststoff. Das ist ein starkes Marketingi­nstru- ment,“erklären die Konsumen- tenschütze­r den Grund.

 ?? ??
 ?? GETTY IMAGES ?? Bei Chips & Co. wird die Verpackung mit Luft aufgepumpt, so wirkt sie prall gefüllt, auch wenn
sie halb leer ist
GETTY IMAGES Bei Chips & Co. wird die Verpackung mit Luft aufgepumpt, so wirkt sie prall gefüllt, auch wenn sie halb leer ist

Newspapers in German

Newspapers from Austria