Immer mehr Hülle mit wenig Fülle
Luftpackungen sollen den Eindruck erwecken, man bekäme mehr Produkt für sein Geld. „Wir bekommen viele Meldungen von Konsumenten, die sich über Mogelpackungen beschweren, bei denen der Preis und die Verpackung eines Produktes unverändert bleiben, der Inhalt aber weniger wird. Dabei wird auch der Nachhaltigkeitsaspekt immer wieder angesprochen“, sagt Teresa Bauer, die im Bereich Untersuchungen beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) arbeitet. Denn der Müll, der jährlich durch Mogelpackungen und unnötige Zusatzverpackungen wie Kartons über Zahnpastatuben anfällt, ist gewaltig, wie eine neue Studie der Deutschen Verbraucherzentrale beweist (siehe rechts). In Deutschland könnten jährlich drei Millionen Mülltonnen à 240 Liter eingespart werden, wenn man diese Praktiken unterbinden würde. Aber wie argumentiert die Industrie bei Beschwerden zu diesem Thema?
„Es wird immer wieder mit technischen Notwendigkeiten argumentiert, dass man zum Beispiel ein Müsli nur auf diese Art und Weise einfüllen kann, um es sicher zu versiegeln oder dass man etwa bei Kakao-Dosen auf Standardverpackungen angewiesen ist“, erklärt Bauer und ergänzt: „Hier fragen wir uns natürlich, warum die Hersteller in diese Verpackungen nicht einfach mehr einfüllen.“Elmar Schwarzlmüller von „Die Umweltberatung“sagt dazu: „Verpackungen haben zwei Funktionen: Schutz des Produktes und Marketing. Ökologisch sinnvoll wäre es freilich, die Verpackung auf den Schutz hin zu optimieren.“
Aber in Österreich fehlt es an konkreten Vorgaben, ab wann eine Packung überhaupt eine Mogelpackung ist. Dadurch ist es
schwer, rechtlich einzugreifen „weil alles eine Auslegungssache ist“.
Es gibt allerdings ein paar Tricks, mit denen man erkennen kann, wie viel Luftvolumen eine Verpackung enthält. Bauer empfiehlt: „Schütteln Sie Packungen beim Einkauf und stellen Sie sie auf den Kopf, das Luftvolumen ist am Geräusch zu erkennen.“Rat Nummer zwei: „Vergleichen Sie die Füllmengen verschiedener Produkte einer Kategorie! Schafft es ein Hersteller, mehr Inhalt in die gleich große Verpackung zu bringen, sollte man diesem Produkt den Vorzug geben.“Sichtfenster in Verpackungen sind mit Vorsicht zu genießen: „Es gibt Produkte, da endet die Be- füllung mit dem Sichtfenster. Die Packung also auch hier un- bedingt einmal umdrehen“, sagt die VKI-Expertin.
Bleibt die Frage, warum un- empfindliche Produkte wie Zahnpasta, Hautpflege in Tie- geln oder auch in Kunststoff verpackter Reis noch extra in Schachteln gesteckt werden: „Kartonverpackungen lassen ein Produkt hochwertiger er- scheinen als Kunststoff. Das ist ein starkes Marketinginstru- ment,“erklären die Konsumen- tenschützer den Grund.