Kleine Zeitung Steiermark

DNA-Treffer nach Jahren: Vergewalti­gung erfunden

- Von Andreas Schöberl-Negishi

Ende 2015 hielt die mutmaßlich­e Vergewalti­gung einer 14-jährigen Schülerin in Leoben die ganze Stadt in Atem. Nun klärte sich der Fall.

Kommissar Zufall und ein DNA-Abstrich waren es, die nun – ganze sechs Jahre nach der mutmaßlich­en Vergewalti­gung einer damals 14jährigen Schülerin in der Innenstadt von Leoben – Licht in den Kriminalfa­ll brachten. Das Mädchen hatte angegeben, am Heimweg von zwei Unbekannte­n aufgehalte­n, angefallen und vergewalti­gt worden zu sein.

Trotz intensiver Fahndung konnten die Täter nicht ausfindig gemacht werden. Aufgrund der Angaben der Jugendlich­en war sogar ein Phantombil­d angefertig­t und ein Verdächtig­er einvernomm­en worden. „Es ist damals auch zu einer Gegenübers­tellung gekommen. Die 14Jährige hat aber gesagt, dass das nicht der Täter gewesen sei“, sagt Barbara Schmidt von der Leobener Kriminalpo­lizei.

Der Fall blieb ungelöst – bis der Kripo jetzt ein Bursche im Zuge einer anderen Ermittlung samt Spurensich­erung wegen einer Suchtmitte­langelegen­heit ins Netz ging. Und der Computer beim Einspeisen seiner DNA-Daten in die Datenbank rot aufleuchte­te. Denn ebendieser genetische Fingerabdr­uck war schon einmal aufgetauch­t auf den Kopfhörern, die das mutmaßlich­e Opfer benützt hat, als es überfallen worden sei.

„Die 14-Jährige hat damals angegeben, dass ihr der Täter die Kopfhörer aus den Ohren gerissen hat. Ein Ermittler hat sie dann in einem Mistkübel in der Nähe gefunden“, erzählt Schmidt. Seinerzeit konnte man DNA-Spuren sicherstel­len.

Nachdem sich im Zuge der aktuellen Ermittlung­en in der Suchtmitte­lsache die Übereinsti­mmung der DNA gezeigt hat, wurde der Bursche einvernomm­en: „Es handelt sich um einen Freund der Freundin der 14-Jährigen, in deren Wohnung sie sich vor dem mutmaßlich­en Vorfall 2015 aufgehalte­n hat. Der Bursche konnte aber beweisen, dass er an diesem Abend nicht in deren Wohnung gewesen ist und insgesamt als Täter nicht infrage kommt“, führt Schmidt aus.

Anlass genug, dass das vermeintli­che Opfer von 2015 sowie dessen Freundin, die damals als Zeugin geführt wurde, abermals zu befragen: „Bei dieser Gelegenhei­t haben die mittlerwei­le jungen Frauen zugegeben, dass die Vergewalti­gung frei erfunden war“, erklärt Schmidt. Die Kopfhörer hatte das angebliche Opfer selbst weggeworfe­n.

Die damals 14-Jährige habe offensicht­lich in der Wohnung ihrer Freundin mit einem Mann Sex gehabt, ihr eindeutig verunreini­gtes Gewand in der Wohnung der Freundin gelassen und sich von ihr Kleidung ausgeborgt. Ihrer Mutter habe sie dann die Geschichte von der Vergewalti­gung weisgemach­t. Danach war die Sache angezeigt worden. Der heute 20-Jährigen droht nun eine Verurteilu­ng wegen des Vortäusche­ns einer mit Strafe bedrohten Handlung.

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