Kleine Zeitung Steiermark

Eine Festung des guten Weines

Auf den Spuren der ältesten Weindynast­ie der Toskana: Marchesi Frescobald­i. In der Gegend um das „Castello di Nipozzano“gedeihen Reben für beste Weine und Oliven für Spitzen-Öle.

- Von Elisabeth Tschernitz-Berger Dass der Hund

Weinreben wohin das Auge reicht. Akkurat angelegte Rebzeilen treffen in einem Auf und Ab der Hügel zusammen, gleich einem wogenden, hellgrünen Meer. Dazwischen ragen wie schlanke Wächter, dunkelgrün­e Zypressen in den Himmel. Stolze Bäume, die wie keine anderen, die Toskana verkörpern.

Auf staubigen Schotterst­raßen stolpert der Wagen mehr dahin, als er fährt. Noch vor wenigen Tagen waren es Traktoren, beladen mit roten Kisten voller Sangiovese-Trauben, eingehüllt in Wolken voller Staub. Fleißige Hände schnitten die dunklen Trauben ab, die wenige Stunden später über metallene Förderbänd­er in der Presse landen. „Gute Ernte“, nicken die Frauen in blauen Gewändern, die die Trauben händisch sortieren. „2021 ist ein perfektes Weinjahr.“

Wir befinden uns wenige Kilometer westlich von Florenz mitten in der Chianti-RufinaZone, deren Wortlaut bei Weinkenner­n ein wohliges Blubbern, wie Rotwein im bauchigen Weinglas, auslöst. Es sind nur noch wenige Meter zum Ziel unserer Wünsche – dem Castello di Nipozzano, im Besitz der Marchesi Frescobald­i, einer der ältesten und wohl auch wohlhabend­sten Winzerfami­lien der Toskana. Die Bezeichnun­g Winzer ist vielleicht etwas unangebrac­ht – bei einer Produktion von insgesamt elf Millionen Flaschen jährlich, kann man schon von einem Weinimperi­um sprechen. Mit rund 400 Hektar Anbaufläch­e ist das Castello di Nipozzano eine der kleinen, aber hochwertig­en Besitzunge­n der Frescobald­is.

Eskortiert von Zypressen erreicht man das Castello, das eigentlich die Bezeichnun­g Festung verdient. Sie ist seit dem Jahr 1000 im Besitz der Familie Frescobald­i. Nipozzano bedeutet im Volksmund „senza pozzo“(ohne Brunnen), was auf die Wasserarmu­t dieser Region hindeutet – für den Weinanbau kein Nachteil. Die Frescobald­is, so sagt man, sollen schon den Wein hergestell­t haben, den Michelange­lo voller Hingabe getrunken hat.

Schon immer agierten die Frescobald­is weitsichti­g. Mitte des

Mailand

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Udine 19. Jahrhunder­ts wurden rund um das Castello di Nipozzano erstmals Bordelaise­r Weinsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc kultiviert. Für eine Summe von 1000 Silber-Florin wurden die neuen Rebsorten aus Frankreich herbei geschafft. Eine mutige Investitio­n, die sich erst hundert Jahre später rechnen sollte und Grundlage des heutigen Chianti war. Padrone Vittorio Frescobald­i (93) gilt als die graue Eminenz der Familie. „Auf seinen önologisch­en Rat hört man immer noch, er hat eine unendliche Erfahrung“, weiß Marina, die durch die Keller führt. Das Ruder in der Firma hat Lamberto Fescobaldi übernommen, der neue Ideen für einen modernen Weinbau hegt, ohne die Tradition zu vernachläs­sigen.

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Das Castello Nippozzano liegt im Herzen der Toskana, unweit von Florenz und Arezzo
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