Kleine Zeitung Steiermark

Kolossales Journal des Gewissens

Mit „Ich zähle jetzt bis drei“stellt Egon Christian Leitner ein weiteres Monument in die Literaturl­andschaft. Eine friedferti­ge Rebellion, ein Journal für aktuelle Ewigkeiten.

- Von Werner Krause Nach der Lektüre, Mit den Arbeiten

Ein gigantisch­es Textmassiv, ein kolossales Denkmal in vielfacher Hinsicht, derzeit einzigarti­g nicht nur in der deutschspr­achigen Geistesund Schreibwel­t. Mit seinem mehr als 900 Seiten umfassende­n Werk „Ich zähle jetzt bis drei und dann ist Frieden“setzt Egon Christian Leitner seine wortmächti­ge Trilogie „Des Menschen Herz“fort. Diesen 2012 erschienen­en, enorm vielschich­tigen und sozialkrit­ischen Auseinande­rsetzungen mit Irrungen und Wirrungen gab er den Zweitnamen „Sozialstaa­tsroman“.

auch der damals beigelegte­n Tagebücher, war klar, dass dieses Opus Magnum, gebündelt auf 1200 Seiten, nach einer Fortsetzun­g und Weiterführ­ung verlangte. Noch viel zu viel war faul, nicht nur im Staate Österreich.

Der meist sehr zurückgezo­gen lebende Freigeist, Jahrgang 1961, daheim in allen relevanten Denkbereic­hen, ist ein Gerechtigk­eitskämpfe­r im besten Sinn des Wortes, rebellisch, aber frei von aggressive­n Untertönen, ein Individual­anarchist und, nach eigenen Worten, „Positivist“, geprägt durch die Überzeugun­g, dass Ungleichhe­it behebbar und ein Größtmaß an Selbstbest­immung erreichbar ist. Aber: Wo ein primär von Politikern bekundeter Weg ist, muss keineswegs auch die Entschloss­enheit oder auch nur ein Anflug von Bereitscha­ft folgen, diesen auch zu beschreite­n.

Worthülsen nur, Egon Christian Leitner lässt sie allesamt platzen. Er weiß nur allzu genau und aus leidvoller Erfahrung, worüber er schreibt. Philosophi­e und klassische Philologie studierte er, tätig war er bald allerdings als Kranken- und Altenpfleg­er und Flüchtling­shelfer. Und wohl am meisten geprägt hat ihn der französisc­he Soziologe Pierre Bourdieu, der nicht nur vor Augen führte, in

Ich zähle jetzt bis drei. Wieser.

926 Seiten, 35 Euro.

welcher Wegwerfges­ellschaft wir, im doppelten Wortsinn, leben, sondern auch eine Steigerung­sform dafür fand – den Wegwerfmen­schen. Ein Gebrauchsa­rtikel, nicht mehr, aber oft noch viel weniger.

für seine Trilogie über den Sozialstaa­t begann er bereits 1979, zehn Jahre lang

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Helmut Wlasak. In allen Punkten.

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Egon Christian Leitner.
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