Bücher der Woche
investierte er in den Feinschliff. Dem Dreiteiler folgt nun ein vierter Teil, der sich allein schon formal über viele Grenzen hinwegsetzt. Vorwiegend besteht „Ich zähle jetzt bis drei ...“aus Tagebucheintragungen. Querbezüge stellen sich stilistisch, mitunter auch thematisch, rasch ein. Sie führen von Meister Eckhart über die Sudelbücher von Lichtenberg bis zu den Cahiers von Paul Valery, auch zu Colum McCanns „Apeirogon“, um nur einige Orientierungsund Annäherungspunkte zu nennen. Von Pierre Bourdieu ganz zu schweigen.
welche Denk- und Textflächen Egon Christian Leitner vor seiner Leserschaft ausbreitet. Interventionen nennt er seine Eintragungen oft, stets mit der Überzeile „Tag, Monat, Jahr“versehen, aber ohne präzisere Angaben. Diese sollen ein Rätsel bleiben, erklärte er in einem persönlichen Schreiben.
So reihen sich glossenhafte, zuweilen sehr pointierte Beiträge an berührende und tragische Erlebnisberichte. Egon Christian Leitner zitiert große Denker quer durch die Jahrhunderte, streut Aphorismen, meisterhafte Miniaturen und Momentaufnahmen ein, wiederum gefolgt von schicksalhaften Konfrontationen aus der Unterschicht.
beginnend einige Jahrhunderte vor Christus, zu einem eindringlichen, umfassenden Archiv humaner Erkenntnisse und Assoziationen. Als „Journal für aktuelle Ewigkeiten“, betitelt der Grazer Autor einen der Abschnitte. Das mag anmaßend klingen, ein Verdacht, der sich bei der Lektüre dieses permanent entlarvenden und weisen Werks nie einstellt; es bietet alle Voraussetzungen, um dank seiner Wortmacht und seiner Gewissensfülle zu einem Lebensbegleiter zu werden.