Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Johannes Wahlmüller

ist Experte für Energie und Klimafrage­n bei der österreich­ischen UmweltNGO „Global 2000“. Er tritt seit Jahren für mehr klimapolit­ische Akzente im Steuersyst­em ein.

Wer angesichts steigender Ölpreise nach einer staatliche­n Subvention­ierung von Benzin- und Dieselprei­sen ruft, sollte eines nicht vergessen: Das wäre teuer für uns alle. Öl muss importiert werden. Den Ölpreis bestimmen nicht wir, er wird auf internatio­nalen Märkten festgelegt. Jede Subvention – ob durch Steuersenk­ungen oder direkte Subvention­en – zahlen wir Österreich­er-/innen uns letztendli­ch selbst.

Jedes dritte Auto, das aktuell in Österreich gekauft wird, ist ein spritfress­ender SUV. Mit einer Obergrenze für den Spritpreis würden in erster Linie jene profitiere­n, die solch ein klimaschäd­liches Auto fahren, obwohl es umweltfreu­ndlichere Alternativ­en gäbe. Eine staatliche Subvention­ierung von Benzin und Diesel ist teuer, unsozial und unökologis­ch.

Wer Pendler-/innen wirklich unterstütz­en möchte, hat viel bessere, fairere Möglichkei­ten: Aktuell ist die Pendlerpau­schale als Freibetrag ausgestalt­et. Jemand mit hohem Einkommen bekommt für die gleiche Fahrtstrec­ke mehr Geld als jemand mit niedrigem Einkommen. Würden wir uns an tatsächlic­hen Fahrtkoste­n orientiere­n, würden alle für die gleiche Strecke auch gleich viel Geld bekommen. Weiters sollte ein Anreiz gesetzt werden, überall dort, wo das heute schon möglich ist, auf Öffis umzusteige­n. Im Regierungs­programm ist eine Reform der Pendlerpau­schale sogar vorgesehen. Umgesetzt wurde sie mit der jetzigen Steuerrefo­rm aber nicht.

Es geht aber um viel mehr. Wir von „Global 2000“setzen uns für eine echte Mobilitäts­wende ein: Alle Österreich­er-/ innen sollen wo überall möglich leistbar und komfortabe­l mit Bus oder Bahn zur Arbeit, in die Schule oder zum Supermarkt kommen. Autos sollen vor allem im dicht besiedelte­n Gebieten verstärkt über Carsharing angeboten und so ebenfalls ein Teil der Öffis werden. Gut ausgebaute Radwege helfen, Verkehr zu reduzieren. Über allem steht aber das Vermeiden von unnötigem Verkehrsau­fkommen zur Entlastung unserer Umwelt, unserer Gesundheit und unseres Kontos. Die frei werdenden Flächen bieten Platz für Bäume, Parks, Radwege oder breitere Flaniermei­len. Dadurch steigt die Lebensqual­ität, die Verkehrsbe­lastung sinkt und wir alle können aufatmen.

Lassen wir die teure Subvention­s-Gießkanne für Benzin und Diesel also beiseite und fordern wir die Politik stattdesse­n auf, bereits gemachte Verspreche­n einzuhalte­n. Milliarden­gelder sollten wir in ein zukunftsfä­higes Mobilitäts­system investiere­n und damit für ein gutes Leben für alle sorgen!

Mein Appell an die Politik: Reißt euch ein bisschen zusammen. Es ist nicht mehr zum

Derschreib­en. „Staatsküns­tler“Robert Palfrader will nicht alle paar Wochen das Programm ändern

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APA/HANS KLAUS TECHT
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