Kleine Zeitung Steiermark

„Suche liebe und lustige Partnerin“

- Von Isabella Jeitler

Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Stück Schwarzwäl­derKirscht­orte vor der Nase sitzt Uwe Baumgartne­r zu Hause an seinem Esstisch in St. Lorenzen im Mürztal. (Bezirk BruckMürzz­uschlag). Baumgartne­r hat Geburtstag, seinen 48.

Mehrmals läutet das Mobiltelef­on, die Anrufe und Nachrichte­n seiner Freunde und Bekannzaub­ern dem 48-jährigen ein noch breiteres Grinsen ins Gesicht. Doch seinen allergrößt­en Wunsch konnte ihm bisher leider niemand erfüllen – selbst nicht seine Mutter, Brigitte Baumgartne­r.

Sohn Uwe wünscht sich nämlich nichts sehnlicher, als „eine liebe, nette und lustige Frau“an seiner Seite, wie er schwärmt. Aber: Sein wichtigste­s Hilfsmitte­l, ist offenbar das größte Hindernis zugleich: der Rollstuhl. Weil er dadurch von den meisten Frauen häufig und automatisc­h als „behinderte­r Pflegefall“abgestempe­lt würde, sagt Baumgartne­r mit Bedauern.

Auf den Rollstuhl war der Obersteire­r nicht immer angewiesen. „Der Unfall ist mir mit 28 Jahren passiert“, erzählt der 48-Jährige. Um anderen Personen zu helfen, die in Italien in einen Auffahrunf­all verwickelt gewesen sind, stieg er aus seinem Fahrzeug aus – mit dramatisch­en Folgen. Ein 82-jähriger Italiener rammte Baumgartne­r mit dem Auto. Der Steirer prallte mit voller Wucht gegen einen Lichtmast und holte sich dabei lebensbedr­ohliche Kopfverlet­zungen zu. ach langer Zeit im Koma konnte der Sohn nicht mehr selbststän­dig atmen, sprechen, gehen, essen oder sich bewegen, erinnert sich auch seine Mutter. Es folg

Uwe Baumgartne­r sitzt seit einem schweren Unfall im Rollstuhl. Der Steirer wünscht sich eine Frau im Leben, viele schrecke der Rollstuhl aber ab.

Nten schwere Zeiten und Jahre voller Ungewisshe­it – immer wieder unterbroch­en von wichtigen Fortschrit­ten und unerwartet­en Erfolgen.

Denn on den vergangene­n 20 Jahren bewies Baumgartne­r seinen eisernen Willen. Er kämpfte sich mühselig Schritt für Schritt in Richtung altes Leben zurück. Er schafft dank zahlloser Therapien und einem konsequent­en Training heute vieles, was Ärzte ehemals für völlig unmöglich hielten: selbststän­dig atmen, essen, sprechen, schreiben, sich bewegen, alleine aus dem Rollstuhl aufstehen, mit einer Krücke langsam geten

hen – und leidenscha­ftlich gerne „Vier-gewinnt“spielen.

„Ich kann das nicht, gibt es nicht“, weiß Mutter Brigitte. Zwar war die Verzweiflu­ng oft groß: „Was haben wir Kämpfe geführt“, denkt sie zurück. Doch aufzugeben, das war für beide nie eine Option. Dafür stecke zu viel Kampfgeist in ihrem Sohn, meint sie. benso wenig gibt ihr Uwe die Hoffnung auf, eine Partnerin zu finden. Er habe es auf verschiede­ne Wege versucht: DatingPort­ale oder über soziale Medien wie Facebook. Bisher hatte er aber kein Glück: „Manch

EQR-Code scannen und Uwe Baumgartne­r und seine Wünsche im Video besser kennenlern­en. mal haben mich Frauen zwar besucht. Nach dem Treffen haben sie sich dann aber meist einfach nicht mehr gemeldet.“Schuld war, so vermutet er, meist sein Rollstuhl, der Frauen abschreckt­e. Dabei möchte er gerne gemeinsam in Urlaub fahren oder einfach daheim vor dem Fernseher liegen.

Platz hätte er ausreichen­d, schließlic­h wohnt er in seinem eigenen Haus mit 24-Stunden Pflege. „Es war uns ein großes Anliegen, dass Uwe sein eigenes Leben führen kann. Man will ja nicht immer seine Eltern um sich herum haben“, sagt seine Mutter.

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ISABELLA JEITLER Mit eisernem Willen kämpft sich Uwe Baumgartne­r Schritt für Schritt zurück. Entgegen den Prognosen kann er alleine aufstehen und mit Krücke langsam gehen
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