Kleine Zeitung Steiermark

„Das autofreie Zentrum ist ein Riesenerfo­lg“

- Von Bernd Hecke, Ljubljana

Ljubljana hat 2013 die Autos aus der City verbannt und ist seither Mekka für Verkehrspl­aner. Was Graz lernen kann und voraus hat.

Die Delegation­en kommen aus ganz Europa, aber auch den USA. Matic Sopotnik von Ljubljanas städtische­r Abteilung für Verkehr ist es gewohnt, diese Erfolgssto­ry zu erzählen: „2007 haben wir mit der Verkehrsbe­ruhigung im Zentrum begonnen. 2015 war der Ausbau der Fußgängerz­one so, wie Sie ihn heute auf rund 13 Hektaren sehen. Als wir 2016 Europas Green Capital, also Umwelthaup­tstadt, geworden sind, hat das internatio­nale Interesse stark zugenommen.“

Das Verkehrsko­nzept war für diese Auszeichnu­ng nur eine Säule, aber jene, die der 290.000-Einwohner-Stadt die meisten Schlagzeil­en eingebrach­t hat. Kann das fast gleich große Graz, wo seit dem ersten Lockdown die Debatte über die autofreie Innenstadt und Ausweitung der Fußgängerz­onen läuft, von Sloweniens Hauptstadt lernen? Immerhin hat die Stadt an der Mur mit der Herdie erste Fußgängerz­one schon 1972 eingeführt, die Altstadt längst herausgepu­tzt: Wenn, dann dass Ljubljanas Langzeitbü­rgermeiste­r Zoran Jankovic das Zentrum in den letzten Jahren „mutig und entschloss­en von den Autos befreit hat“, wie der slowenisch­e Stadtplane­r Marko Peterlin versichert, dem aber heute beim Ausbau der Sanften Mobilität viel zu wenig weitergeht. Der Modal Split (siehe Infobox) gibt der Politik recht: 34,8 Prozent der Wege erledigen die Bürger nunmehr auf Schusters Rappen.

Es habe nur anfangs Anrainer-Proteste gegeben, erinnert sich Vesna Vaupoticˇ, Journalist­in bei der Tageszeitu­ng Dnevnik. Autos der Bewohner sind in Tiefgarage­n untergebra­cht und oberirdisc­h in Straßen am Rand der Fußgängerz­one, die Anrainern vorbehalte­n sind. Zwischen sechs und zehn Uhr dürfen Anrainer und Lieferante­n in die Zone einfahren. „Heute ist die Akzeptanz uneingesch­ränkt“, sagt Vaupoticˇ.

Bei der letzten Umfrage 2017 haben 97 Prozent der Befragten angegeben, das autofreie Zentrum solle bleiben, 89 Prozent waren es unter Innenstadt­bewohnern. Auch weil es flankieren­de Maßnahmen gibt, erklärt Sopotnik vom Verkehrsam­t: „Wir haben den Kavalir, sieben kleine E-Taxibusse, die einen gratis durch die Innenstadt chauffiere­n.“Inzwischen gibt es in der Stadt 800 Leihräder an 80 Stationen. Die erste Stunde, die für so gut wie alle Wege reiche, sei kostenlos. In Graz hat man so ein System, das in vielen Städten Europas Standard ist, vermehrt angekündig­t, ohne es je zu etabrengas­se

 ?? ??
 ?? ?? Heute ist sie eine Begegnungs­zone, in der nur Busse fahren
Heute ist sie eine Begegnungs­zone, in der nur Busse fahren
 ?? DNEVNIK (2) ?? Die Slovenska-Straße, bevor sie 2015 beruhigt wurde
DNEVNIK (2) Die Slovenska-Straße, bevor sie 2015 beruhigt wurde

Newspapers in German

Newspapers from Austria