Johan Eliasch, die „grüne“FIS und die Zukunft des Sports
Zwischen Umweltschutz und Bernie Ecclestones Rat: Der Weltverband will viele neue Wege beschreiten.
Es wirkte fast ein wenig hölzern, ungewohnt nahezu, wenn man Johan Eliasch kennt. Gut, es war am Freitagabend in Sölden sein erster Auftritt vor Medien, seit er im Juni zum Präsidenten des Ski-Weltverbandes FIS gewählt worden war. Der Brite mit schwedischen Wurzeln, das war aber schnell klar, hatte ein paar Schlüsselnachrichten, die er schon mit seinem verlesenen Statement betonte. Ebenso wie die Tatsache, dass der Weg in die Zukunft mit ihm erst begonnen habe – und durchaus noch ein weiter sei.
Tatsächlich aber hat Eliasch Bewegung in die Sache gebracht. Die FIS hat bei ihrem OnlineKongress etwa neue Statuten verabschiedet, die Entscheidungswege verkürzen sollen, die „die Bestimmenden stärken“, wie er sagt. Zugleich wurde deren Amtsperiode auf maximal drei Zyklen à vier Jahre beschränkt. Langzeitpräsidenten wie Gian Franco Kasper sind damit nicht mehr möglich. Der Rahmen ist geschaffen, um die Eckpunkte abzuarbeiten. So wie die „Weiterentwicklung und Kommerzialisierung des Ski- und Schneesports“, speziell rund um die Olympischen Spiele in China. Die vom Politapparat „versprochenen“300 Millionen Chinesen, die auf Schnee und Eis und zum Sport gebracht werden sollen, seien eine „einmalige Chance“, sagte Eliasch. Dazu sei es unabdingbar, endlich die TV-Rechte und Vermarktungsrechte zu zentralisieren. „Da geht es nicht um die Frage, ob wir das tun, sondern darum, wann es passiert. Kein anderer internationaler Verband macht das nicht so und selbst.“
Dazu werden Arbeitsgruppen installiert, die sich in den einzelnen Disziplinen umschauen. Es geht um Formate, um die Weiterentwicklung der Rennkalender, darum, den Skisport für die Jugend attraktiv zu machen und zu halten. Die „Alpine Future Working Group“arbeitet unter dem Vorsitz von Peter Schröcksnadel. „Der ist zwar 80 Jahre, aber jünger als die meisten hier im Raum. Er sprüht vor Ideen und Begeisterung“, lobte Eliasch den Ex-ÖSV-Präsidenten und bestätigte erstmals, dass er Bernie Ecclestone als Berater hinzuziehen will. „Bernie hat aus der zuvor eher unbedeutsamen Formel 1 eine Serie von weltweiter Bedeutung gemacht. Er kann jedenfalls helfen.“Wann es aber erste Resultate geben wird und soll, das blieb offen. „Wir haben ja schon experimentiert. Mit der Kombination, den Parallelrennen. Es geht darum, sichere Rennen für möglichst viele Menschen zu haben.“
Zentraler Punkt aller Maßnahmen ist für Eliasch aber die Umweltverträglichkeit. „Es ist unser Ziel, als erster Sportverband CO2-neutral zu werden.
Darum engagieren wir uns für die Erhaltung des Regenwaldes, kämpfen gegen dessen Abholzung. Schon weil ein weiteres Steigen der Temperatur Schnee weltweit noch rarer machen würde“, sagt Eliasch. Die FIS habe den eigenen, ökologischen Fußabdruck erhoben, der bei 7000 Veranstaltungen pro Winter nicht gering ist. „Den CO2-Ausstoß zu verringern ist also nicht leicht. Aber wir werden auf jede erdenkliche Art und Weise daran arbeiten. Weniger Reisen, besser planen, näher trainieren. Die Abfahrt, die in Zermatt/ Cervinia entsteht, soll dank der Trainingsmöglichkeiten ein Beispiel dafür werden. So erspart man sich viele Langstreckenflüge zu Trainingszwecken.“
Kommerziell hat der – nunmehr ehemalige – Head-Eigentümer viel vor. „Ich kenne mich ja ein wenig aus im Tennis- und Skisport. Und es kann nicht sein, dass die Allerbesten in unserem Sport in einem Jahr so viel verdienen wie die Tennisspieler in einer Woche.“Bis man das erreichen würde, dauert es. „Aber“, sagt der 59-Jährige, „die Reise hat ja gerade erst begonnen. Und die Bewegung hat an Momentum gewonnen.“
Ebenso wie man die Herausforderung Olympia in China schaffen will. „Wir haben großartiges Personal“, sagt Eliasch, „und es ist wie im richtigen Leben: Wenn es nur eine Landebahn gibt, sollte man sich ganz auf die Landung dort konzentrieren und das Beste daraus machen.“