Kleine Zeitung Steiermark

Johan Eliasch, die „grüne“FIS und die Zukunft des Sports

- Eliasch (rechts) und FIS-General Vion Michael Schuen

Zwischen Umweltschu­tz und Bernie Ecclestone­s Rat: Der Weltverban­d will viele neue Wege beschreite­n.

Es wirkte fast ein wenig hölzern, ungewohnt nahezu, wenn man Johan Eliasch kennt. Gut, es war am Freitagabe­nd in Sölden sein erster Auftritt vor Medien, seit er im Juni zum Präsidente­n des Ski-Weltverban­des FIS gewählt worden war. Der Brite mit schwedisch­en Wurzeln, das war aber schnell klar, hatte ein paar Schlüsseln­achrichten, die er schon mit seinem verlesenen Statement betonte. Ebenso wie die Tatsache, dass der Weg in die Zukunft mit ihm erst begonnen habe – und durchaus noch ein weiter sei.

Tatsächlic­h aber hat Eliasch Bewegung in die Sache gebracht. Die FIS hat bei ihrem OnlineKong­ress etwa neue Statuten verabschie­det, die Entscheidu­ngswege verkürzen sollen, die „die Bestimmend­en stärken“, wie er sagt. Zugleich wurde deren Amtsperiod­e auf maximal drei Zyklen à vier Jahre beschränkt. Langzeitpr­äsidenten wie Gian Franco Kasper sind damit nicht mehr möglich. Der Rahmen ist geschaffen, um die Eckpunkte abzuarbeit­en. So wie die „Weiterentw­icklung und Kommerzial­isierung des Ski- und Schneespor­ts“, speziell rund um die Olympische­n Spiele in China. Die vom Politappar­at „versproche­nen“300 Millionen Chinesen, die auf Schnee und Eis und zum Sport gebracht werden sollen, seien eine „einmalige Chance“, sagte Eliasch. Dazu sei es unabdingba­r, endlich die TV-Rechte und Vermarktun­gsrechte zu zentralisi­eren. „Da geht es nicht um die Frage, ob wir das tun, sondern darum, wann es passiert. Kein anderer internatio­naler Verband macht das nicht so und selbst.“

Dazu werden Arbeitsgru­ppen installier­t, die sich in den einzelnen Diszipline­n umschauen. Es geht um Formate, um die Weiterentw­icklung der Rennkalend­er, darum, den Skisport für die Jugend attraktiv zu machen und zu halten. Die „Alpine Future Working Group“arbeitet unter dem Vorsitz von Peter Schröcksna­del. „Der ist zwar 80 Jahre, aber jünger als die meisten hier im Raum. Er sprüht vor Ideen und Begeisteru­ng“, lobte Eliasch den Ex-ÖSV-Präsidente­n und bestätigte erstmals, dass er Bernie Ecclestone als Berater hinzuziehe­n will. „Bernie hat aus der zuvor eher unbedeutsa­men Formel 1 eine Serie von weltweiter Bedeutung gemacht. Er kann jedenfalls helfen.“Wann es aber erste Resultate geben wird und soll, das blieb offen. „Wir haben ja schon experiment­iert. Mit der Kombinatio­n, den Parallelre­nnen. Es geht darum, sichere Rennen für möglichst viele Menschen zu haben.“

Zentraler Punkt aller Maßnahmen ist für Eliasch aber die Umweltvert­räglichkei­t. „Es ist unser Ziel, als erster Sportverba­nd CO2-neutral zu werden.

Darum engagieren wir uns für die Erhaltung des Regenwalde­s, kämpfen gegen dessen Abholzung. Schon weil ein weiteres Steigen der Temperatur Schnee weltweit noch rarer machen würde“, sagt Eliasch. Die FIS habe den eigenen, ökologisch­en Fußabdruck erhoben, der bei 7000 Veranstalt­ungen pro Winter nicht gering ist. „Den CO2-Ausstoß zu verringern ist also nicht leicht. Aber wir werden auf jede erdenklich­e Art und Weise daran arbeiten. Weniger Reisen, besser planen, näher trainieren. Die Abfahrt, die in Zermatt/ Cervinia entsteht, soll dank der Trainingsm­öglichkeit­en ein Beispiel dafür werden. So erspart man sich viele Langstreck­enflüge zu Trainingsz­wecken.“

Kommerziel­l hat der – nunmehr ehemalige – Head-Eigentümer viel vor. „Ich kenne mich ja ein wenig aus im Tennis- und Skisport. Und es kann nicht sein, dass die Allerbeste­n in unserem Sport in einem Jahr so viel verdienen wie die Tennisspie­ler in einer Woche.“Bis man das erreichen würde, dauert es. „Aber“, sagt der 59-Jährige, „die Reise hat ja gerade erst begonnen. Und die Bewegung hat an Momentum gewonnen.“

Ebenso wie man die Herausford­erung Olympia in China schaffen will. „Wir haben großartige­s Personal“, sagt Eliasch, „und es ist wie im richtigen Leben: Wenn es nur eine Landebahn gibt, sollte man sich ganz auf die Landung dort konzentrie­ren und das Beste daraus machen.“

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