Kleine Zeitung Steiermark

Schutzanzu­g

- Frido Hütter UB

Da dachte ich immer, ich bin gar kein Thermentyp. Und jetzt bin ich es doch. Außenbecke­n, 35 Grad Wassertemp­eratur: Bis einem da kühl wird, ist man schon zwei Stunden im Nassen gesessen und hat sich prächtig unterhalte­n, zum Beispiel über die wachsende Zahl an Männern, die im Winter grillen oder über weinerlich­e Politiker mit Messiaskom­plex. Nachher hat man Finger, die so aufgeweich­t sind, dass sie aussehen wie Albino-Dörrzwetsc­hken, und macht noch einen Abstecher in die Sauna.

Schlechte Idee, weil hier haben die Humoristen das Kommando übernommen. SaunaHumor­isten sind ja eher speziell; sie erzählen Witze, die mit der Frage: „Warum haben Blondinen nie Eiswürfel im Tiefküh

Sollte ich als Tier wiedergebo­ren werden, wird es wohl ein Fischotter sein. Ich esse gerne Fisch und noch lieber bin ich im und unter Wasser. Vor wenigen Tagen war ich drinnen, für heuer wohl zum letzten Mal.

Meine Kindheit verbrachte ich an einem toxischen Teich. Wurde er wieder einmal ausgelasse­n, ragte in der Mitte ein Stiel aus dem Schlamm. Eine Panzerfaus­t sei das, wurde uns gesagt, hier verblieben seit dem ler?“beginnen, und finden immer, es sei jetzt langsam Zeit für den ersten Schnaps-Aufguss. Am Anfang setzen sie sich obercool in die oberste Reihe, nach fünf Minuten drängeln sie tropfend nach unten und sekkieren den Aufgussfre­iwilligen: „Heast, der wachelt wie a Jungfrau!“Rundum werden Augen gerollt, aber das fällt echten SaunaHumor­isten niemals auf, und ich schätze, das ist, weil die müden Witzchen als Schutzanzu­g gegen die verunsiche­rnde eigene Nacktheit fungieren müssen.

Einen hübschen Witz hab ich trotzdem aus der Therme mitgenomme­n: Welche Sprache spricht man in der Sauna? Schwitzerd­eutsch. Den hab ich aber nicht vom Sauna-Humoristen, der kam von der Kassendame. Gute Frau!

des Krieges. Deshalb galt für uns absolutes Badeverbot.

Also blieben wir am Uferrand und fingen Alpen-Kammmolche, Gelbrandkä­fer, Köcherflie­gen etc. Mit etwas Glück auch eine Ringelnatt­er. Ab mit ihnen in ein voluminöse­s Gurkenglas. Einen Tag lang waren wir Inhaber eines temporären Aquariums. Dann erwarb ein Dörfler die Zustimmung der Pfarre, Karpfen in das Gewässer zu setzen. Wir warteten darauf, dass einer der Fische die Panzerfaus­t explodiere­n lassen würde. Wir stellten uns die Fontäne vor, in welcher Molche, Käfer und Karpfen himmelwärt­s geschleude­rt würden. Die Fische müssten dann auf den umliegende­n Wiesen nur aufgesamme­lt werden. Danach wäre der Badebetrie­b eröffnet.

Doch dann entschied unser rühriger Bürgermeis­ter, ein Schwimmbad müsse her. Also standen wir bald mit MalerbeEnd­e sen bewaffnet in einem ziemlich großen Betonbecke­n und verteilten hellblaue Farbe quadratmet­erweise. Als würden wir uns mit einem irdischen Himmel umgeben. Tut etwas für euer kommendes Vergnügen, lautete die Devise. Und wir taten. Adieu Panzerfaus­t.

Der Pool wurde bald zum beliebten Tummelplat­z. Und wir interessie­rten uns bereits mehr für schwimmend­e Mädchen als für fliegende Karpfen.

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