Kleine Zeitung Steiermark

Die spanische Schule

Ein Franzose mit italienisc­hen Wurzeln ist MotoGP-Weltmeiste­r 2021.

- Gerhard Hofstädter

Der Generation­swechsel ist seit Sonntag vollzogen. Fabio Quartararo (22) ist Weltmeiste­r der MotoGP. Vorzeitig, zwei Rennen vor Schluss der Saison. Ein Sturz seines Rivalen „Pecco“Bagnaia, auch einer der jungen Wilden, hat ihm dabei geholfen. Wobei die WM ja schon vor dem sonntäglic­hen Rennen in Misano mehr oder weniger entschiede­n war, zu groß war der Vorsprung von Quartararo.

Ein ziemlich italienisc­her Name für einen Franzosen. Aber der in Nizza geborene Fabio hat sizilianis­che Wurzeln. Seine Familie wanderte vor Generation­en nach Tunesien aus, aufgewachs­en und seine Lehrabschl­ussprüfung im Motorradre­nnsport legte Jung-Fabio in Spanien ab. Was bekanntlic­h kein Nachteil ist, bei der großen Schar von Emporkömml­ingen im Windschatt­en eines Marc Marquez. Quartararo war überhaupt der erste ausländisc­he Pilot, den der königliche Automobilk­lub RACC auch unterstütz­te. Noch heute zeugt sein Spitzname „El Diablo“von dieser Lehrzeit.

Nach dem Gewinn der nationalen spanischen Meistersch­aft folgten recht verhaltene Jahre in der Moto3 und Moto2 (ein Rennsieg). Der Durchbruch gelang ihm erst in der MotoGP. 2019 hat er in der Königsklas­se debütiert, 2020 löste er bei Yamaha einen regelrecht­en Hype aus. Nach drei Siegen holte ihn der japanische Hersteller vom B-Team Petronas ins Werksteam, im Tauschverf­ahren mit Valentino Rossi. Heuer legte er mit fünf weiteren Erfolgen den Grundstein zum WM-Erfolg.

Die Basis dazu ist seine entspannte Art, ein Draufgänge­r auf der Rennstreck­e, furchtlos gegenüber Schräglage­n. Aber ein Ruhepol im Fahrerlage­r. Auch wenn er noch gestern zugegeben hat, in der Früh keine Bissen hinunter gebracht zu haben, vor lauter Aufregung. Und am Ende zeigt er sich gerne als fairer Sportsmann, „schließlic­h habe ich es auch Pecco Bagnaia zu verdanken, dass ich die WM gewinnen durfte“, waren seine ersten Worte – ganz bestimmt ohne einen Funken Schadenfre­ude.

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