Kleine Zeitung Steiermark

„Wien war schon immer wettbewerb­sintensiv“

- Von Michael Csoklich

Carsten Spohr, Vorstandsc­hef des AUA-Mutterkonz­erns Lufthansa, über die Erholung von der schwersten Krise der Luftfahrti­ndustrie, die geplante Halbierung der CO2-Emissionen, Staatshilf­en und den Luftverkeh­rsstandort Österreich.

schen Strecken den Stundentak­t schon wieder eingeführt. Unser Angebot auf der Kurzstreck­e werden wir noch einmal um 15 Prozent ausweiten, indem wir weitere Frequenzen anbieten und größere Flugzeuge wie den Airbus A321 einsetzen. Kurz gesagt: Der Geschäftsr­eiseverkeh­r ist schneller und stärker zurückgeke­hrt als erwartet.

alle Verkehrsre­chte genutzt werden können, ist für uns und für den globalen Luftverkeh­r insgesamt belastend.

Die Lufthansag­ruppe will bis 2030 den CO2-Ausstoß um 50 Prozent reduzieren. Wie soll das gelingen?

Wir setzen auf die drei Säulen: Technologi­e, Infrastruk­tur und Kompensati­on. Die erste Säule beinhaltet insbesonde­re neue Flugzeuge, aber auch viele kleinere Schritte wie spezielle Folien auf unseren Flugzeugen, die die Aerodynami­k verbessern oder optimierte Wartungsve­rfahren. Diese Säule ist mit Abstand die wichtigste. Zweites Element ist die Infrastruk­tur. Hierzu gehört die Luftraumst­ruktur in Europa, die seit Jahrzehnte­n ineffizien­t ist und die ein Einsparpot­enzial von 10 Prozent der CO2-Emissionen im europäisch­en Luftraum hat. Aber auch die Verfügbark­eit von synthetisc­hem Kraftstoff zähle ich bewusst zur Kategorie Infrastruk­tur, weil die Technologi­e bereits vorhanden ist. Allerdings ist es derzeit noch schwierig, die notwendige­n Mengen zu erzeugen. Weil wir mit den ersten beiden Säulen noch nicht zum Ziel kommen, bedarf es noch einer dritten Säule, der Kompensati­on. Hierzu zählt der bekannte CO2-Ausgleich beispielsw­eise durch Aufforstun­g,

auch die Speicherun­g von CO2, die aktuell zumindest in Deutschlan­d gar nicht erlaubt ist. Aber ohne diese werden wir das nicht hinbekomme­n.

Neue Flugzeuge sind gut für eine bessere Klimabilan­z, da kommen wir zu Austrian. Die Langstreck­enflotte ist ja an der Altersgren­ze, wie und wann kann Austrian neue Flugzeuge bekommen?

Wie jede Fluggesell­schaft unserer Airline Gruppe muss auch Austrian in der Lage sein, die monatliche­n Kosten neuer Flugzeuge zu erwirtscha­ften. Trotz der schwersten Krise der Luftfahrti­ndustrie investiere­n wir künftig wieder etwa 2,5 Milliarden Euro pro Jahr in neue Flugder

zeuge. Die müssen wir dort einsetzen, wo die Bedingunge­n für den „Return on Investment“am besten sind. Dabei steht Austrian als wichtiger Teil unseres Kerngeschä­fts in der ersten Reihe – aber natürlich auch im Wettbewerb mit den anderen Fluggesell­schaften der Gruppe.

Neue Flugzeuge können ja aber auch dazu beitragen, dass künftig der richtige Ertrag entsteht.

Absolut! Sonst würden wir das ja gar nicht machen. Trotzdem müssen wir darauf achten, wo die Bedingunge­n für den Ertrag am besten sind.

Er hat recht, die Klimaziele sind nur zu schaffen mit einer gemeinsame­n Kraftanstr­engung von Airlines, Politik und der gesamten Branche. Die Fluglinien können es nicht alleine schaffen. Wir brauchen Flugzeug- und Triebwerks­hersteller mit neuen, innovative­n Produkten. Wir brauchen die Energieind­ustrie, die zu wettbewerb­sfähigen Preisen synthetisc­he Kraftstoff­e produziert. Wir brauchen die Flughäfen, die Flugsicher­ungen und die Regierunge­n, die beispielsw­eise einen effiziente­n Luftraum in Europa schaffen.

Nicht in Deutschlan­d oder Österreich. Für die Herstellun­g von synthetisc­hem Kerosin durch elektrisch­e Energie braucht es riesige Strommenge­n. Die kann man zum Beispiel durch Fotovoltai­k in Chile oder in der Wüste Afrikas gewinnen, aber nicht bei uns. Und dem Klima ist nur dann geholfen, wenn wir auch wirklich grünen Strom nutzen.

Ryanair hat angekündig­t, bis zu 15 Flugzeuge in Wien stationier­en und mehr Ziele anfliegen zu wollen als Austrian. Und auch die Billigflug­linie Wizz Air bleibt als Konkurrent erhalten. Wie geht es dem Standort Wien aus ihrer Sicht?

Wien war immer schon sehr wettbewerb­sintensiv. Ich vertraue darauf, dass in Österreich das Gesamtsyst­em des Luftverkeh­rs betrachtet wird. Wenn man eine Fluglinie möchte, die Langstreck­enflugzeug­e betreibt, benötigt diese Fluglinie auf der Kurzstreck­e ein profitable­s und wettbewerb­sfähiges Zubringers­ystem. Dazu muss einerseits die Airline, aber auch der Flughafen und die Flugsicher­ung wettbewerb­sfähige Kosten haben.

Ja, die Regierung hat ein gutes Verständni­s für einen starken Luftverkeh­rsstandort in Österreich. Das ist nicht selbstvers­tändlich.

Wizz-Air-Chef Jozef Varadi sagt, große Fluglinien, und er erwähnt auch die Lufthansa, verschmutz­en die Umwelt und sie „fressen“das Geld der Steuerzahl­er.

Da liegt er daneben. Gemessen am Umsatz hat seine Airline mehr staatliche­s Fremdkapit­al bekommen als Lufthansa oder Austrian. Und man darf nicht vergessen, dass Billigflüg­e für neun Euro pro Ticket für eine nachhaltig­e Anbindung Österreich­s an die Welt so gut wie nichts bringen.

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LUFTHANSA/ OLIVER ROESLER endlich die richtigen Rahmenbedi­ngungen zur Erreichung der Klimaziele schaffen. Stimmen Sie ihm zu? Wird es genügend grünen Strom geben? Hat man das in Wien verstanden?

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