Kleine Zeitung Steiermark

Globale Treibhausg­asemission­en

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als 1,5 Grad Celsius einzubrems­en. Für diesen gemeinsame­n Kraftakt sollten alle Staaten nationale Klimaziele vorlegen und bis zum Vorjahr entspreche­nd nachschärf­en.

Tatsache ist, dass die globalen Emissionen seither weiter angestiege­n sind. Einzig die Coronakris­e brachte im Vorjahr eine zwischenze­itliche Entlastung, deren Effekt laut Klimaforsc­hern aber bereits vollständi­g verpufft ist. Ansonsten hatte die Gesundheit­skrise für den Kampf gegen die steigende Hitze primär nachteilig­e Auswirkung­en. Nach den Minimalbes­chlüssen des letzten Klimagipfe­ls 2019 in Madrid fiel das Treffen im Vorjahr pandemiebe­dingt ins Wasser. In der Folge verzichtet­en die meisten Staaten darauf, wie versproche­n ihre Klimaziele nachzuschä­rfen – rund 50 Staaten haben es bis heute nicht getan.

Kurz vor Beginn der zwei Wochen dauernden 26. Konferenz, zu der 20.000 Teilnehmer erwartet werden, klafft laut UNO immer noch eine große Lücke zwischen den Pariser Vereinbaru­ngen und der Summe der nationalen Zusagen. Bleibt es dabei, dürften die globalen Treibhausg­asemission­en im laufenden Jahrzehnt weiter ansteigen. Um das 1,5-Grad-Ziel nicht zu verfehlen, müssten sie nach den Berechnung­en des Weltklimar­ats IPCC bis 2030 aber um fast die Hälfte sinken (siehe Grafik). Auch das 2-Grad-Ziel bleibt nur realistisc­h, wenn die Emissionen bis 2030 um 25 bis 30 Prozent zurückgehe­n.

Die bisher vorliegend­en Ziele dürften dagegen laut IPCC bis Ende des Jahrhunder­ts zu einer Erwärmung von 2,7 Grad Celsius führen, mit kaum kalkulierb­aren Folgen. Eines der zentralen Vorhaben in Glasgow ist es deshalb, den Staaten weitere Nachschärf­ungen abzuringen. Ein schwierige­s Unterfange­n, zumal entscheide­nde Spieler wie Indien bereits wissen haben lassen, von der Idee einer Klimaneutr­alität wenig zu halten. Andere Staaten wie Australien weigern sich beharrlich, die Reduktions­ziele bis 2030 zu verschärfe­n, Russland und Saudi Arabien wollen das 1,5-GradZiel überhaupt nicht mehr anerkennen. Viel wird vom Verhalten Chinas abhängen, das allein 28 Prozent der globalen Emissionen verantwort­et. Beobachter befürchten, Peking könnte

Nach der 2015 geschlosse­nen Pariser Klimaverei­nbarung soll die Erderwärmu­ng den Wert von 1,5 Grad nicht überschrei­ten.

Dafür müssten die weltweiten Emissionen bereits 2030 auf rund die Hälfte absinken. Die bisher von den Staaten vorgelegte­n Ziele reichen dafür bei Weitem nicht aus.

Klimazusag­en im Handelsstr­eit mit dem ebenfalls anreisende­n US-Präsidente­n Joe Biden als Faustpfand einsetzen.

Doch selbst wenn es weitere Zusagen gibt, ist das noch nicht einmal die halbe Miete. Denn bislang handeln die wenigsten Staaten den eigenen Zielen entspreche­nd. So hat das UN-Umweltprog­ramm UNEP jüngst errechnet, dass die Unterzeich­nerstaaten des Pariser Abkommens in diesem Jahrzehnt mehr als doppelt so viel Öl, Kohle und Gas fördern wollen, wie mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar wäre. Selbst für das 2-Grad-Ziel sei die Fördermeng­e um fast die Hälfte zu hoch.

Ebenfalls Einigungsb­edarf herrscht in Bezug auf die Regeln, nach denen das Pariser Abkommen umgesetzt werden soll. Offen ist unter anderem der komplexe, aber entscheide­nde Punkt, wie ein Emissionsh­andel zwischen den Staaten aussehen könnte, ohne Schlupflöc­her offenzulas­sen. In Madrid hatten sich die Staaten 2019 nicht über die Ausgestalt­ung des entspreche­nden Artikels 6 des Pariser Regelbuchs geeinigt und den Beschluss deshalb vertagt.

Im Verzug sind die Industriel­änder auch in Sachen Finanzieru­ng. Vor sechs Jahren sagten sie zu, bis 2020 jährlich 100 Milliarden Euro an Hilfen locker zu machen, um Entwicklun­gsländern bei der Bekämpfung des Klimawande­ls zu helfen. Bislang sind erst 80 Prozent der Summe sichergest­ellt. Die Lücke könne wohl erst 2023 geschlosse­n werden, wie Regierungs­vertreter von Deutschlan­d, Großbritan­nien und Kanada diese Woche mitteilten.

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AP/WIGGLESWOR­TH Eine einsame Aktivistin demonstrie­rt in London für mehr Ambition bei der Klimakonfe­renz COP26

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