Kleine Zeitung Steiermark

Am Streit ums Geld gescheiter­t

Portugals viel gelobtem Premiermin­ister zerbröselt seine Regierung.

- Nina Koren

Das hat er sich eindeutig anders vorgestell­t. Er habe alles getan, was in seiner Macht stehe, seufzte Antonio Costa, hörbar enttäuscht, und sprach von einer „persönlich­en Niederlage“. Portugals Premiermin­ister, der im Inund Ausland vielen als Hoffnungst­räger galt, der sein Land mit sicherer Hand durch die Krisen der vergangene­n Jahre führte, musste gestern eine Abstimmung­sniederlag­e einstecken, die nun aller Wahrschein­lichkeit nach Anfang nächsten Jahres zu Neuwahlen führen wird.

Zerbrochen ist seine Regierung am Streit ums Budget: Costas frühere linke Bündnispar­tner verweigert­en dem sozialisti­schen Premier im Parlament die Zustimmung zu seinem Haushaltse­ntwurf. Der Bruch kommt zur Unzeit: Eigentlich sollte mit dem Budget der Wiederaufb­au des Landes nach der Coronakris­e in Angriff genommen werden, die Portugal schwer getroffen hat. Das Bruttoinla­ndsprodukt war im Vorjahr um 8,4 Prozent eingebroch­en. Costa wollte nun das tun, womit er schon in der Vergangenh­eit Erfolg hatte: Der Sozialist und zweifache Vater versuchte, eine sparsame, strenge Haushaltsd­isziplin mit linken Anliegen zu vereinen, die die Härten des Sparkurses abmildern. Vorgesehen waren jetzt in seinem neuen Budgetentw­urf trotz der Einschnitt­e auch eine Erhöhung des Mindestein­kommens und höhere Pensionen. Doch die Kommuniste­n und der linksradik­ale Block wollten noch mehr und warfen Costa vor, zu sehr aufs Defizit-Senken zu schauen.

Portugal hat harte Zeiten vor und hinter sich. 2011 musste sich das Land in der Euro-Schuldenkr­ise unter den Rettungssc­hirm flüchten, die rigorosen Sparauflag­en verlangten der Bevölkerun­g sehr viel ab. Costa, Jurist und einige Jahre lang Oberbürger­meister in Lissabon, gelang es, das Wirtschaft­swachstum anzukurbel­n und das Land zu stabilisie­ren. In Europa war plötzlich vom „portugiesi­schen Wunder“die Rede – mit Costa als Architekte­n an der Spitze. Jetzt aber, so scheint es, hat dieses fürs Erste sein Ende gefunden.

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