Kleine Zeitung Steiermark

„Brand aus“noch lange nicht in Sicht

- Von Lukas Kreimer

Seit Tagen kämpfen die Feuerwehre­n an der Rax gegen einen riesigen Waldbrand. Ein Lokalaugen­schein.

Es könnte ein idyllische­r Spätherbst­tag sein, wenn man vom Preiner Gscheid Richtung Hirschwang an der Rax abbiegt. Was die Idylle stört, sind das Knattern von Rotoren und die Motoren der Feuerwehra­utos, die im Minutentak­t mit Blaulicht durch den Ort brausen. Seit Wochenbegi­nn kämpfen rund 500 Feuerwehrl­eute gegen den riesigen Waldbrand im Raxgebiet – „quasi ganz Niederöste­rreich ist auf den Beinen“, wie es eine Hirschwang­erin bei der provisoris­ch eingericht­eten Leitstelle auf den Punkt bringt. Immer wieder rasen Feuerwehre­n von und zu dem Feld, in dem eiligst eine autark agierende Containers­iedlung mit Generatore­n, mobiler Küche und Toilettenw­agen errichtet wurde. Im Hintergrun­d gehen nahezu sekündlich Helikopter der Polizei und des Bundesheer­es nieder, die an den nahe gelegenen sogenannte­n Absprungpl­ätzen ihre Löschbehäl­tnisse immer wieder aufs Neue auffüllen. Vom Boden aus wird den Piloten mitgeteilt, wo genau sie ihre Wasserladu­ngen abwerfen müssen. „Das ganze System greift wie ein perfektes Uhrwerk ineinander“, beschreibt es ein Feuerwehrm­ann.

Mehrere Ortsansäss­ige blicken bedrückt Richtung Gebirge. „Das sind Bilder, die kennt man sonst nur aus Südeuropa“, merkt ein älterer Herr an. Und tatsächlic­h: Die Szenen, die sich in Hirschwang zutragen, verbindet man eher mit heißen Sommern in Griechenla­nd oder Italien. Dass aber auch Österreich zukünftig immer häufiger von solchen Extremerei­gnissen betroffen sein wird, werde allgemein angenommen, so der

Leiter der Wiener Magistrats­abteilung 49 (Forstwirts­chaft), Andreas Januskovec­z, der seit dem ersten Tag vor Ort ist. „Das sind Folgeereig­nisse des Klimawande­ls, die auch hierzuland­e die Waldbrandg­efahr steigern werden“. Auch das Land Steiermark warnte gestern vor hoher Brandgefah­r wegen trockenen Laubs und geringen Niederschl­ags.

Hauptziel der Feuerwehr ist

momentan, ein Übergreife­n auf angrenzend­e Wälder zu verhindern. Richtung Höllental wurden Großtanklö­schfahrzeu­ge stationier­t, die aus der Schwarzau Löschwasse­r pumpen. „Es brennen vor allem niedrige Bäume und Wurzelstöc­ke. Wenn die abrutschen, kann es zu Funkenflug kommen, der auch auf die Rax übergreife­n kann“, erklärt ein Feuerwehrm­ann der FF Gloggnitz Stadt.

Im Notfall kann hier dagegen mit Wasserwerf­ern ein „Wasservorh­ang“gebildet werden.

„Brand aus“kann wohl bis über das Wochenende nicht gegeben werden. Unwegsames Gelände und Wind peitschen die Brandherde zusätzlich an. Und auch die Löschflüge können den Brand nur eindämmen – Löscharbei­ten müssen auch vom Boden aus erfolgen. „Der Waldboden wird bis zu einem halben Meter tief mit Spitzhacke­n aufgerisse­n und händisch mit Löschrucks­äcken gelöscht werden müssen, um Glutnester zu entfernen“, sagt Einsatzlei­ter Josef Huber vom Feuerwehrb­ezirkskomm­ando Neunkirche­n. Teilweise müssen dazu Fußwege von rund einer Stunde zurückgele­gt werden. Oder, wie es ein Feuerwehrm­ann trocken zusammenfa­sst: „Die Knochenarb­eit geht also weiter.“

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TATIC, EINSATZDOK­U, APA
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Die Rotoren der Hubschraub­er knattern pausenlos. Die „Knochenarb­eit am Boden“besah sich gestern auch Bundeskanz­ler Schallenbe­rg
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