„Brand aus“noch lange nicht in Sicht
Seit Tagen kämpfen die Feuerwehren an der Rax gegen einen riesigen Waldbrand. Ein Lokalaugenschein.
Es könnte ein idyllischer Spätherbsttag sein, wenn man vom Preiner Gscheid Richtung Hirschwang an der Rax abbiegt. Was die Idylle stört, sind das Knattern von Rotoren und die Motoren der Feuerwehrautos, die im Minutentakt mit Blaulicht durch den Ort brausen. Seit Wochenbeginn kämpfen rund 500 Feuerwehrleute gegen den riesigen Waldbrand im Raxgebiet – „quasi ganz Niederösterreich ist auf den Beinen“, wie es eine Hirschwangerin bei der provisorisch eingerichteten Leitstelle auf den Punkt bringt. Immer wieder rasen Feuerwehren von und zu dem Feld, in dem eiligst eine autark agierende Containersiedlung mit Generatoren, mobiler Küche und Toilettenwagen errichtet wurde. Im Hintergrund gehen nahezu sekündlich Helikopter der Polizei und des Bundesheeres nieder, die an den nahe gelegenen sogenannten Absprungplätzen ihre Löschbehältnisse immer wieder aufs Neue auffüllen. Vom Boden aus wird den Piloten mitgeteilt, wo genau sie ihre Wasserladungen abwerfen müssen. „Das ganze System greift wie ein perfektes Uhrwerk ineinander“, beschreibt es ein Feuerwehrmann.
Mehrere Ortsansässige blicken bedrückt Richtung Gebirge. „Das sind Bilder, die kennt man sonst nur aus Südeuropa“, merkt ein älterer Herr an. Und tatsächlich: Die Szenen, die sich in Hirschwang zutragen, verbindet man eher mit heißen Sommern in Griechenland oder Italien. Dass aber auch Österreich zukünftig immer häufiger von solchen Extremereignissen betroffen sein wird, werde allgemein angenommen, so der
Leiter der Wiener Magistratsabteilung 49 (Forstwirtschaft), Andreas Januskovecz, der seit dem ersten Tag vor Ort ist. „Das sind Folgeereignisse des Klimawandels, die auch hierzulande die Waldbrandgefahr steigern werden“. Auch das Land Steiermark warnte gestern vor hoher Brandgefahr wegen trockenen Laubs und geringen Niederschlags.
Hauptziel der Feuerwehr ist
momentan, ein Übergreifen auf angrenzende Wälder zu verhindern. Richtung Höllental wurden Großtanklöschfahrzeuge stationiert, die aus der Schwarzau Löschwasser pumpen. „Es brennen vor allem niedrige Bäume und Wurzelstöcke. Wenn die abrutschen, kann es zu Funkenflug kommen, der auch auf die Rax übergreifen kann“, erklärt ein Feuerwehrmann der FF Gloggnitz Stadt.
Im Notfall kann hier dagegen mit Wasserwerfern ein „Wasservorhang“gebildet werden.
„Brand aus“kann wohl bis über das Wochenende nicht gegeben werden. Unwegsames Gelände und Wind peitschen die Brandherde zusätzlich an. Und auch die Löschflüge können den Brand nur eindämmen – Löscharbeiten müssen auch vom Boden aus erfolgen. „Der Waldboden wird bis zu einem halben Meter tief mit Spitzhacken aufgerissen und händisch mit Löschrucksäcken gelöscht werden müssen, um Glutnester zu entfernen“, sagt Einsatzleiter Josef Huber vom Feuerwehrbezirkskommando Neunkirchen. Teilweise müssen dazu Fußwege von rund einer Stunde zurückgelegt werden. Oder, wie es ein Feuerwehrmann trocken zusammenfasst: „Die Knochenarbeit geht also weiter.“