Kleine Zeitung Steiermark

Ernte 2021: „Klimawande­l noch nie so stark spürbar“

- Von Ulrich Dunst

Extreme Wettererei­gnisse werden heftiger und häufiger“, warnen Klimaforsc­her seit Jahren. Die Erntebilan­z 2021 liest sich wie ein Beleg dafür. Mit 62 Millionen Euro liegt der Schaden, den Spätfrost, Dürre, Sturm und Hagelgewit­ter in der steirische­n Landwirtsc­haft angerichte­t haben, heuer deutlich über den Werten der letzten Jahre (siehe Grafik).

„Der Klimawande­l war noch nie so stark spürbar wie in diesem Jahr“, sagt Kammer-Präsident Franz Titschenba­cher. Vor allem der rasche Wechsel von einem Extrem ins andere versetze Pflanzen (und Bauern) in Stress. Auf einen zu warmen Februar, der die Pflanzen früh aus dem Winterschl­af weckte, folgte ein viel zu kalter Frühling (Frostschäd­en im Obstbau). Die Anbauzeit im Mai war verregnet. Dafür war der Juni zu heiß und viel zu trocken. Im Hochsommer schlugen Gewitter mit Hagel und Überflutun­gen zu.

Weil mit steigenden Temperatur­en Wetterextr­eme zunehmen, verfolgen heimische Bauern Anpassungs­strategien. Zum einen wird intensiv an dürreresis­tenten Sorten von Mais, Getreide, Soja & Co. geforscht. Stark propagiert (und EU-gefördert) wird der Humusaufba­u im Boden. Das schützt vor Überflutun­gen (humusreich­er Boden kann pro Quadratmet­er um 10 Liter mehr Wasser aufnehmen), umgekehrt bleibt ihm für Trockenpha­sen mehr Wasser.

Ziel ist es, den Humusgehal­t in den Böden um ein Viertel zu steigern. Während die Ökoregion Kaindorf einen CO2-Zertifikat­e-Handel für Humusaufba­u eingeführt hat, hat die Landwirtsc­haftskamme­r in Feldbach ein Humus-Kompetenzz­entrum installier­t. Ein Vorkämpfer dort ist Franz Uller: „Humusaufba­u ist nicht schwer, man muss es nur tun.“Als „Wellnesspr­ogramm für den Boden“nennt er u. a. Ausbringen von Mist, Fruchtfolg­e und Zwischenfr­uchtanbau, damit der Boden nach der Ernte und im Winter nicht brachliegt.

Zu trocken, zu nass, zu kalt, zu warm: Wetterkapr­iolen sorgten 2021 für hohe Schäden und kleinere Ernte. So will man gegensteue­rn.

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