„Weltmeister zu bleiben war die Herausforderung“
Der ehemalige deutsche Boxweltmeister Henry Maske (57) über Erfolge im Sport und als Unternehmer, die Wende und seine Rolle als Identifikationsfigur: Er spricht am Wissensforum in Graz.
für den Sport betrachtet, aber, das war ein Gesetz: Für uns ist das nicht möglich. Um es möglich zu machen, war ich nicht bereit, das Land zu verlassen.
Sie galten als „Gentlemen“unter den Boxern, trugen zum Boxboom in Deutschland bei, boxten sogar 1992 auf der Documenta IX in Kassel. War es Ihnen wichtig, Boxen salonfähig zu machen?
Es gab keine Alternative. Der Begriff salonfähig ist gerne gewählt worden. Fakt ist, man konnte nicht erahnen, was eine Situation wie die auf der Documenta bedeuten würde. Die Documenta 92 war sehr wichtig. Wir hatten dadurch etwas mehr Aufmerksamkeit.
„Wer ein klares Ziel vor Augen hat, strauchelt nicht.“Nach dieser Devise machten Sie nach Ihrer Boxkarriere weiter: Erfolgreich als Unternehmer bei McDonalds (2019 verkauften Sie ihre zehn Filialen), erfolgreich als Testimonial, erfolgreich als Vortragender: Was treibt Sie an?
Ich muss gestehen, ich habe das große Glück, dass ich unfassbar früh mit etwas begonnen hatte, das später mein Beruf werden konnte. Im Alter von 6 Jahren war mir das nicht bewusst. Dass ich danach als Unternehmer aus heutiger Sicht die richtigen Entscheidungen getroffen habe, ist ebenfalls ein Glücksfall. Jetzt beschäftige ich mich seit einem Jahr mit einer Boxsporttechnologie. Dadurch bekommen wir eine Qualität für den zukünftigen Akteur, die sich mein Trainer Manfred Wolke gewünscht hätte. Ein
Hundertmeterläufer weiß, wie lange er braucht. Das wissen wir in unserer Sportart nahezu überhaupt nicht. Wir werden zukünftig mit dieser Technologie genau beurteilen, was wir getan haben.
Was möchten Sie Menschen bei Vorträgen mitgeben?
Die Kernaussage meiner Vorträge ist, was ich erlebt habe. Das, was Wolke mir vermittelt hat. Ich habe mir intensiv die Frage gestellt, ob ich das, was ich tun will, wirklich tun will. Dafür braucht man Mut, weil
das Risiko groß ist. Bleibt man dabei oder korrigiert man eine Entscheidung und sucht Neues. Viele Dinge sind nicht immer glamourös, aber der Alltag gehört dazu.
Boxen hat viel mit Willen zu tun, dennoch scheitern viele Profiboxer nach ihrem Ring-Leben. Henry Maske hat jedoch Erfolg um Erfolg gefeiert, warum ist Ihnen das gelungen?
Ich war nicht einzigartig. Aber ich habe mir Biografien angeschaut. Und da gab es jene, deren Wege mir gefielen. Ich habe
„Der Titel war für mich natürlich eine völlig neue Ebene“: Henry Maske wird 1993 gegen Charles Williams (unten) Weltmeister im Boxen mir die Frage gestellt: Wann höre ich mit dem Sport auf ? Das Leben bestand aus Sport, irgendwann würde da aber Schluss sein. Die Frage war: Wie steigst du aus? Wie wirst du dein Leben bestreiten? Es geht darum, zielorientiert zu bleiben und deine Kernhaltung auf anderen Ebenen zu leben. Wenn du diese Haltung hast, dann habe ich es sehr deutlich kennengelernt, dass mein eigener Beitrag enorm ist. Die Verantwortung liegt im großen Maße bei mir selbst. Mir wird geholfen, wenn ich mir helfe.