Vom Banker zum Vizebürgermeister
Der Grazer FP-Chef ist nach der Klubförderungsaffäre zurückgetreten.
Man muss ja nicht jeden Tag mit Blödheiten medial vorkommen“, antwortete Mario Eustacchio nach seiner Wahl zum Parteiobmann im Juni 2009 auf die Frage, ob er denn noch keine konkreten Visionen für Graz benennen könne. Eustacchio übernahm die Partei damals nach der Aufregung um seine Vorgängerin Susanne Winter, die mit Islam-Hetze im Wahlkampf
2008 bundesweit für Negativschlagzeilen gesorgt hatte.
Der – in Eigendefinition – „wertkonservative Rechte“wollte die Partei wieder so breit aufstellen, wie sie es in Zeiten seines Vorbildes Alexander Götz gewesen sei.
Im Laufe seiner Karriere gab es immer wieder Nähen der FPÖ
Graz zu den Identitären, er selbst war auf rechten Kongressen mit teils durchaus obskuren Rednern. Eustacchio, Spross einer zugewanderten italienischen Unternehmer-Familie, gab sich am Grazer Parkett stets als Bürgerlicher, der aufgrund seiner Bankkarriere gut vernetzt und gerne in bester Gesellschaft unterwegs war. Er war eigentlich nie gut Freund mit Langzeitbürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) – und doch schmiedeten sie 2017 eine Koalition. Gemeinsam stand man zum Bau des Murkraftwerks und investierte in die Ufergestaltung, die den Fluss näher zur Stadt brachte. Der FP-Frontmann war Nagl gegenüber loyal und trug auch dessen U-Bahn-Pläne mit. Beide Fraktionen besetzten Machtpositionen im Magistrat und in der Holding Graz mit eigenen Gefolgsleuten. Eustacchio, Mitglied der Burschenschaft Stiria, war für den Verkehr zuständig, fürs Parken, das Marktamt, aber auch die Ordnungswache. Er positionierte sich als Sicherheitsstadtrat. 2017 fuhr er mit 15,86 Prozent sein bestes Ergebnis ein, 2021 stürzte er auf 10,61 Prozent ab und landete dort, wo er die Partei von Susanne Winter einst übernommen hat. Doch Eustacchio wollte bleiben – bis er nun wegen der Affäre um die FP-Klubförderung zurückgetreten ist. Und jetzt? Auf die Frage, welchen Plan er habe, sollte es in der Politik nicht mehr klappen, sagte er einmal: „Dann will ich ein kleines Lokal aufsperren.“