Kleine Zeitung Steiermark

Die Chronologi­e eines politische­n Selbstfall­ers

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Die Rücktritte kamen drei Wochen nachdem die Kleine Zeitung am 8. Oktober über Extragagen aus dem Steuertopf an Sippel berichtet hat. Jahrelang war der Historiker, der als Klubobmann im Gemeindera­t 4244 Euro brutto bezieht, bei einem FPÖ-nahen Verein angestellt, um dort auch die Parteizeit­ung zu produziere­n. Netto gab es von dem Verein 1200 Euro extra für Sippel. Dass dafür Geld aus der Klubförder­ung geflossen sei, dementiert­e FP-Finanzrefe­rent Matthias Eder. Es sei in den letzten Jahren nie Geld vom Klub an die Vereine gegangen.

Die übrigen Grazer Parteien kritisiert­en die Freiheitli­chen scharf und kündigten an, im Gemeindera­t ein Transparen­zpaket für Parteien- und Klubfinanz­ierung beschließe­n zu wollen. Die FPÖ-Spitze informiert­e ihre Funktionär­e über interne Chatkanäle, es sei nichts an den Vorwürfen dran, man sei Opfer einer Kampagne.

Am 29. Oktober enthüllte die Kleine Zeitung FPÖ-interne Buchungsve­rmerke, die nahelegen, dass über Jahre nicht nur beträchtli­che Gelder an zwei FP-nahe Vereine geflossen sind. Sippel soll sich auch für die Beratung des Vereins, bei dem er angestellt war, 15.500 Euro abgeholt haben. 3000 Euro sind für seine Masterarbe­it für den Abschluss seines Masterlehr­gangs an der Uni Graz vermerkt.

In Strategie-Besprechun­gen legt sich die Doppelspit­ze im engen Kreis fest: Man könne intern alles argumentie­ren und die Affäre aussitzen. FPÖ-Landeschef Mario Kunasek wird die Sache zu heiß. Er geht in die Offensive, ordnet die Prüfung der Grazer FP-Bücher durch vier Rechnungsp­rüfer an und informiert die Medien. Eustacchio sagt zur Kleinen Zeitung, er sei nicht zum „Finanzstri­ptease“bereit, um nicht Auftragneh­mer der FPÖ in der Politdebat­te zu beschädige­n.

Als die Kleine Zeitung am Sonntag, dem 31. Oktober, berichtet, wie Parteichef Eustacchio, Klubchef Sippel und Matthias Eder, erst Klubdirekt­or und bis heute als Finanzrefe­rent der Grazer FPÖ, stets auch ihre Burschensc­haften mit Zahlungen aus dem Steuertopf bedacht haben, wird der Druck zu hoch. Sippels Chat-Nachrichte­n, in denen er sich rühmt, wie kreativ er trotz Sparkurses der FPÖ Tausende Euro aus dem Steuertopf zur Neugestalt­ung des Burschensc­hafter-Hauses aufgetrieb­en habe, bringen das Fass zum Überlaufen.

Die Landespart­ei erhöht den Druck Sonntagvor­mittag. Um 15 Uhr vermeldet der Pressedien­st der Landespart­ei den Rückzug der Grazer Doppelspit­ze. Mario Kunasek begrüßt ihn, weil für „die Landespart­ei die lückenlose Aufklärung an erster Stelle“stehe ...

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 ?? ?? Landespart­eichef Kunasek (links) hat die Prüfung der Klubfinanz­en und den Rücktritt des Grazer FP-Chefs Eustacchio sowie dessen Klubchefs Sippel (oben) durchgeset­zt
Landespart­eichef Kunasek (links) hat die Prüfung der Klubfinanz­en und den Rücktritt des Grazer FP-Chefs Eustacchio sowie dessen Klubchefs Sippel (oben) durchgeset­zt

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