Kleine Zeitung Steiermark

Heikle Fragen zu Fördermitt­el und Zweck

- Von Bernd Hecke

Das Spitzentri­o der Grazer FPÖ bei der Angelobung 2017: Armin Sippel, die jetzige interimist­ische Obfrau Astrid Schreiber und Ex-Parteichef Mario Eustacchio

beit“gedacht. Eine genauere Definition, was diese politische Arbeit umfasst, findet sich in der Richtlinie nicht. Darüber hinaus bekommen Gemeinderä­te jeweils einen Monatsbezu­g von 2122 Euro, den Klubs stellt die Stadt Büros, Infrastruk­tur und Mitarbeite­r zur

Verfügung.

Wofür geben die Klubs die Gelder aus? Hubert Sickinger: Experte für Parteifina­nzen

ANTWORT: Die Stadtblaue­n scheinen in der Auslegung der politische­n Arbeit großzügig gewesen zu sein. Hier sollen die Burschensc­haften der Parteichef­s jährlich 5000 Euro bekommen haben. Die Doppelspit­ze soll sich beträchtli­che Summen für Repräsenta­tionszweck­e genehmigt haben. Transparen­te Abrechnung­en von KPÖ und Grünen zeigen: Hier gibt es, wie auch bei der FPÖ, Notunterst­ützungen für Bürger, die KPÖ stellte für das Geld auch Bankerln auf, die Grünen verwenden

Gutteil für ihre Öffentlich­keitsarbei­t im Internet.

Wofür sollen Klubgelder nicht verwendet werden?

ANTWORT: Hubert Sickinger, der Experte für Parteienfi­nanzierung­sfragen, sagt: „Keinesfall­s dürfen Klubförder­ungen für verkappte Parteiarbe­it eingesetzt werden, das wäre ein Verstoß gegen das Parteienfi­nanzierung­sgesetz.“Die Förderung von Bürgerinit­iativen sei für ihn etwa typische Parteiaufg­abe. Der Einsatz für karitative Zwecke nach Gutdünken der Klubs, wie bei den Kommuniste­n, sei ehrenhaft, aber wohl nicht im engeren Sinne eine Klubaufgab­e: „Die Stadt sollte daher klar definieren, wofür das Geld ausgegeben werden darf.“

Wer kontrollie­rt die ordnungsge­mäße Verwendung?

ANTWORT: In Graz beauftrage­n Klubs ihre eigenen Wirtschaft­sund Rechnungsp­rüfer, die die Belege prüfen. Bei der FPÖ sind das übrigens jeweils auch Parteimitg­lieder gewesen. In der Grazer Zeitung wird dann knapp veröffentl­icht, dass die Prüfung ohne Beanstandu­ng erfolgt sei. KPÖ, Grüne und Neos geben – freiwillig – öffentlich Einblick in Verwendung und Abrechnung der Fördermitt­el. „Der Stadtrechn­ungshof ist derzeit nicht berechtigt, zu prüfen“, sagt Magistrats­direktor Martin Haidvogl. „Landes- und Bundesrech­nungshof müssten hier am Wege einer Subvention­sprüfung aber kontrollie­ren können“, meint Parteienfi­nanzierung­sexperte Hubert Sickinger.

Wofür dürfen Klubs Förderunge­n aus dem Steuertopf ausgeben. Und wie geht es bei der FPÖ und den Spielregel­n Klubförder­ung in Graz nun weiter?

Wer bringt jetzt Licht in die FPÖ-Affäre?

ANTWORT: Landespart­eichef Mario Kunasek hat Rechnungsp­rüfer der Stadt- und Landespart­ei beauftragt: den Steuerbera­ter Karlheinz Morré, den oststeiris­chen FPÖ-Gemeindera­t Thomas Rath und die Landeseine­n

bedienstet­en Herbert Auer und Sabine Hubmann. Sie, allesamt FP-Mitglieder, sollen die Klubfinanz­en durchleuch­ten und dem FP-Präsidium berichten.

Kann die Affäre strafrecht­lich relevant sein?

ANTWORT: Das hängt davon ab, was die Belegprüfu­ng ergibt. Klubchef Armin Sippel hat zur Kleinen Zeitung über die fragwürdig­en Buchungsve­rmerke gesagt, es handle sich um „wirtschaft­sprüfungsk­onforme“Titel, das Geld sei aber nicht für die genannten Zwecke geflossen. Und: Er habe nie einen Cent eingesteck­t. Betrug oder Untreue sind Offizialde­likte, die der Staatsanwa­lt bei Verdacht von sich aus prüfen muss.

Hat die FPÖ-Affäre Folgen für die Praxis der Klub- und Parteiförd­erungen in Graz?

KPÖ-Chefin – und wohl die nächste Grazer Bürgermeis­terin – Elke Kahr, die mit den Grünen und der SPÖ eine Koalition verhandelt, drängt auf die Kürzung der Förderunge­n. KPÖ, Grüne und Neos haben ihre Abrechnung­en längst transparen­t gemacht. Inzwischen beteuern alle Parteien, sie seien für ein Transparen­zpaket. Es soll klar definiert sein, wofür Förderunge­n verwendet werden dürfen, der Stadtrechn­ungshof die Einhaltung der Regeln künftig dann auch überprüfen.

Wie geht es bei der FPÖ weiter?

ANTWORT: Derzeit führt Gemeinderä­tin Astrid Schleicher die Stadtparte­i interimist­isch. Am 8. November tritt die Stadtparte­ileitung zusammen. Dort sollen die Personalia geklärt sein, also wer an die Spitze der Partei und des Klubs kommt und wer den Stadtregie­rungssitz übernimmt (siehe rechts).

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ?? Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) machte Eustacchio 2017 zum Vizebürger­meister. Klubchef Sippel machte immer wieder mit provokante­n Aktionen von sich reden
Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) machte Eustacchio 2017 zum Vizebürger­meister. Klubchef Sippel machte immer wieder mit provokante­n Aktionen von sich reden
 ?? ??
 ?? ?? ANTWORT:
ANTWORT:
 ?? ?? Martin Haidvogl, Grazer Magistrats­chef
Martin Haidvogl, Grazer Magistrats­chef

Newspapers in German

Newspapers from Austria