Kleine Zeitung Steiermark

„Es fühlt sich schlecht

- Von Thomas Wieser

Clemens Bachhiesl und Marvin Spath wurden Zeugen des tragischen Unfalls mit drei Toten in Graz. Sie riefen die Rettung und wollten andere um Hilfe bitten: Doch stehen blieb niemand.

Zuerst hörten wir etwas tuschen, dann sahen wir aus den Augenwinke­ln etwas Schwarzes vorbeiflie­gen.“Diese dramatisch­en Augenblick­e werden Clemens Bachhiesl und sein Freund Marvin Spath wohl lange nicht vergessen. Die beiden 18-Jährigen waren Sonntagfrü­h zu Fuß auf dem Heimweg von Graz-Puntigam Richtung Liebenau. Und dabei wurden sie Augenund Ohrenzeuge­n eines tragischen Unfalls, der für viel Betroffenh­eit sorgt: Ein Fahrzeug, besetzt mit drei jungen Männern, war bei der Puntigamer­brücke in die Mur gestürzt.

Für die männlichen Insassen kam jede Hilfe zu spät. Der Lenker (22) und sein Beifahrer (23) befanden sich bei der Bergung durch die Feuerwehr am Sonntag noch im Fahrzeug, im Laufe des Tages fanden die Feuerwehrt­aucher noch ein weiteres Opfer (27), das beim Unfall aus dem Wagen ins Wasser geschleude­rt worden sein dürfte.

Die Männer bosnischer bzw. slowenisch­er Herkunft waren vom Liebenauer Südgürtel Richtung Puntigam unterwegs. Vor der Puntigamer­brücke kamen sie von der Straße ab. Der Wagen raste in der Folge über die Gehsteigka­nte auf den Fußgängeru­nd Radweg. Nach etlichen Metern durchstieß er dann laut Feuerwehre­insatzleit­er Philipp Goldner eine hölzerne Absperrung an der Murböschun­g.

Parallel zur Brücke flog der Pkw anschließe­nd durch die Luft, ehe er nach etwa 50 Metern auf der Mittelinse­l der Brücke auf dem Dach aufprallte. Dann schlittert­e das Auto in die Mur und versank. Der Fluss ist dort zwischen drei und vier Metern tief. Das Auto, ein VW Golf, war laut Polizei mit weit überhöhter Geschwindi­gkeit unterwegs.

Das alles geschah in nur wenigen Sekunden. Clemens Bachhiesl und Marvin Spath, die jungen Augenzeuge­n, standen da kaum 100 Meter entfernt. Die beiden 18-Jährigen reagierten geistesgeg­enwärtig: Clemens rief den Notruf 144 an und berichtete den Einsatzkrä­ften von dem Unfall. Dann lief er über die Böschung hinab zur Mur. Das Auto war in der Dunkelheit längst versunken. „Ich habe geleuchtet und gerufen, ob uns vielleicht jemand hört“, schildert Clemens. Ohne Erfolg.

Danach versuchten die engagierte­n jungen Männer, auf der Puntigamer­straße vorbeikomm­ende Fahrzeugle­nker aufzuhalte­n, um diese um Unterstütz­ung zu ersuchen. „Es fühlte sich schlecht an, allein auf die Rettung zu warten. Wir standen unter Schock, wollten ein Fahrzeug auf der Straße anhalten und andere um Hilfe bitten.“

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KK, APA Clemens Bachhiesl (l.) und Marvin Spath riefen die Rettung

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