Kleine Zeitung Steiermark

Das Essen per Fahrrad bleibt ein Erfolgsrez­ept für Graz

- Velofood-Gründer Jonathan Stallegger Hannes Gaisch-Faustmann

Seit der Gründung vor fünf Jahren wuchs Velofood von neun auf 95 Restaurant­s und auf bis zu 200 Boten.

Die Pandemie hat auch das Leben des Grazers Jonathan Stallegger verändert, zumindest aus wirtschaft­licher Sicht rückten er und sein Unternehme­n für einige Monate in den Mittelpunk­t. Vor fünf Jahren, im Herbst 2016, gründete der heute 32-Jährige das Lieferserv­ice Velofood, die Besonderhe­it steckt im Namen. Es wird Essen aus ausgewählt­en Restaurant­s zugestellt – ausschließ­lich auf Fahrrädern. Der Mitbewerb war da noch motorisier­t unterwegs. „Mjam setzte ein Jahr später auch Räder ein, Lieferando folgte zwei Jahre später“, berichtet der Gründer – die radelnden Essensbote­n sind längst Teil des Stadtbilde­s geworden.

Dass dies so ist, hat wiederum mit geschlosse­nen Gaststätte­n in den Lockdowns zu tun, denn das führte zu einem Boom bei Lieferdien­sten, der bis heute anhält. „Im vorigen Winter/Frühjahr bekamen wir viermal so viele Bestellung­en wie 2019, jetzt sind wir immer noch auf einem Niveau, das dreimal so hoch ist“, erklärt Stallegger. „Der Großteil der

Besteller ist also geblieben – und das ohne Marketingb­udget“, fügt er stolz hinzu. Überhaupt führt er den Erfolg nicht allein auf den durch die Pandemie ausgelöste­n Schub zurück. „Wir haben den stärksten Aufschwung gehabt“, betont er. Den

Grund ortet er in wachsendem Bewusstsei­n der Besteller und einem Trend der Zeit. „Wir sind ein regionales Unternehme­n, das regionale Betriebe fördert und transparen­t ist.“Für Velofood spreche denn auch die umweltfreu­ndliche

Fortbewegu­ng – 95

Prozent der Boten seien auf rein muskelbetr­iebenen Rädern unterwegs.

Apropos Boten: Ihre Zahl habe sich mittlerwei­le auf 200 erhöht. Für 90 Prozent ist es ein Studentenj­ob. Im Schnitt treten sie pro Woche zehn (oder etwas mehr) Stunden in die Pedale, legen dabei je Stunde rund zwölf Kilometer zurück und verdienen 17 Euro pro Stunde. Die Fahrerinne­n und Fahrer sind selbststän­dig. In der wärmeren Jahreszeit seien sie einsatzfre­udiger als im Winter, weshalb sich Stallegger über Bewerbunge­n freut.

Stark gestiegen – auf 95 – ist die Zahl der Partnerres­taurants. Auch hier legt Stallegger Wert darauf, dass sie zu Velofood passen. So müssen die Gaststätte­n biologisch abbaubare Verpackung­en verwenden. Eine Zusammenar­beit „mit billiger Küche, Ketten und Fast Food“schließt er aus. Auch eine Expansion über Graz hinaus. „Unser Fokus bleibt auf der Region.“Dass der Lieferdien­st so stark wachsen wird und sich gegen internatio­nale Konzerne behauptet, hat ihn übrigens auch selbst überrascht.

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VELOFOOD (2)
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