Kleine Zeitung Steiermark

Echter Unfall, falsche Identität

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Die selten aufgeführt­e Operette „Clivia“stand an der Oper Graz unter keinem guten Stern. Tenor Matthias Koziorowsk­i verletzte sich zu Beginn der Premiere – sang aber tapfer weiter.

gelten darf. Nun denn: Die Grazer Oper kann noch keine Besetzung für weitere Vorstellun­gen vermelden, man werde „bis Samstag eine Lösung finden“. Ob mit Ersatz (das Werk steht derzeit aber kaum auf anderen Spielpläne­n) oder mit dem bravouröse­n „guten Geist“an Koziorowsk­is Seite. Hauptanlie­gen sei die „Sorgfaltsp­flicht für unseren Sänger“.

Angesiedel­t ist „Clivia“an der Grenze zu und in Boliguay, einem fiktiven (südamerika­nischen?) Zwergstaat voller kostbarer Ölvorkomme­n. Was in

Frank Hilbrichs Inszenieru­ng mit Tempo und Augenzwink­ern beginnt, lahmt recht bald. Die Mauer zu Boliguay (Trump lässt grüßen) gehört zu den Pluspunkte­n der anfangs erwartungs­frohen, dann enttäusche­nden Bühne (Volker Thiele).

Das Werk hätte nicht wenige aktuelle Anknüpfung­spunkte – wie Täuschung, Fake News, Bestechung sowie die Entzauberu­ng von Menschen. Doch es bleibt in den drei Stunden alles zu brav, verbraucht und lieblich. Eine Art Koketterie mit Melatonin. Für wirklichen Schwung sorgt allerdings – nicht nur

beim sommerlich­en Ohrwurm „Am Manzanares“– das Orchester unter Marius Burkert.

Vergnüglic­he Momente beschert Gerald Pichowetz als Gast aus Kaisermühl­en in südlichen Gefilden. Sieglinde Feldhofer darf Hollywood-Diva und von Amor getroffene Titelfigur sein, wird aber bei der Hauptnumme­r „Ich bin verliebt“reizlos in Szene gesetzt und berührt nicht. Herausrage­nd – stimmlich und mit darsteller­ischem Witz: Ivan Oreˇscˇani­n als rasender Reporter ohne Grenzen.

Grenzenlos­er wäre insgesamt vergnüglic­her gewesen.

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