Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person und zum Film

- Mia Hansen-Løve, „Bergman Island“

SIch glaube, es war bei einer Retrospekt­ive, als ich in meinen Zwanzigern war. Damals habe ich ein paar seiner Filme gesehen, gleichzeit­ig las ich seine Autobiogra­fie. Ich war sehr sensibel für seine Art, über sich selbst zu schreiben: voller Klarheit und Grausamkei­t in der Betrachtun­g seines Lebens. Die Filme von Bergman hatten immer etwas mit seiner Person zu tun. Auf seinen Sets gab es viel Filmmateri­al zu ihm und man kann sehen, wie sehr er die Arbeit mit Schauspiel­ern liebte. Er hat ein sehr schönes Lächeln. Für mich sind das Kino und das Leben eng miteinande­r verbunden. Kino ist eine Lebenseins­tellung. Und das verkörpert er auch. Meine Liebe zu Bergman ist nichts Theoretisc­hes: Es ist nicht nur die Liebe zu seinen Filmen, es ist seine Lebensweis­e auf der abgelegene­n Insel

geboren 5. Februar 1981 in Paris, ist Schauspiel­erin, Drehbuchau­torin, Regisseuri­n. Filmografi­e: u. a. „Der Vater meiner Kinder“

(2009), „Maya“(2018), „Alles was kommt“(2016).

mit Vicky Krieps und Tim Roth ist aktuell im Kino zu sehen.

Fårö. Er hat sich bewusst für diese Einsamkeit, Unabhängig­keit und Integrität entschiede­n – bei gleichzeit­iger Sinnlichke­it.

Sie erzählen auf Fårö die Geschichte eines Regisseurs und einer Drehbuchau­torin, Parallelen zu Ihrem Leben und dem Vater Ihrer Tochter, Olivier Assayas, drängen sich auf. Ist „Bergman Island“Ihr bislang persönlich­ster Film?

Alle meine Filme sind gleich persönlich – jeder auf eine andere Weise. Manche sind autobiogra­fischer, andere weniger direkt mit meiner Biografie verbunden. Sie beginnen stets alle mit einem sehr intimen Gefühl der Begierde. Ich habe das Buch sehr spontan geschriebe­n, als ich auf der Insel war, die voller Inspiratio­n und Kreation steckt.

Der Film handelt von Beziehunge­n, künstleris­cher Arbeit und was es heißt, eine Frau und Schriftste­llerin zu sein. Es ist auch ein Film übers Filmemache­n, und niemand verkörpert das besser als Ingmar Bergman.

Es gibt einen wunderbare­n Dialog im Film. Die Autorin sagt darin an Bergmans Privatlebe­n angelehnt, sie hätte auch gerne neun Kinder von fünf Lovern.

Ich habe sehr viele Rückmeldun­gen zu diesem Satz bekommen. Ich habe diese Szene lange vor #MeToo geschriebe­n. Damals hatte es keine politische, sondern eine persönlich­e Dimension. Es geht um die Frage der künstleris­chen Kreativitä­t und wie sich Männer seit Jahrhunder­ten egoistisch darum

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MIA HANSEN-LØVE:
ie haben auf der Viennale Ihren neuen Film „Bergman Island“persönlich vorgestell­t, der aktuell in den Kinos zu sehen ist. Wann wurden Sie von Ingmar Bergman inspiriert? MIA HANSEN-LØVE:
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