Kleine Zeitung Steiermark

Salzburg vor der Triage

Die Spitäler in Salzburg sind überlastet und wenden sich an die Politik. Die setzt auf fünf kleine Schritte.

- Von Heidi Huber, Gerhard Schwischei, Anton Prlic (alle SN) und Max Miller

Die Coronalage in Salzburgs Spitälern ist erschrecke­nd. Die Salzburger Landesklin­iken (SALK) sahen sich gezwungen, ein Triageteam zusammenzu­stellen. Fünf Mediziner und eine Juristin könnten künftig entscheide­n, wer noch intensivme­dizinisch behandelt werden kann. Damit es nicht so weit kommt, stellte Paul Sungler, Geschäftsf­ührer der SALK, eine Überlastun­gsanzeige an das Land.

Es könne eine Notstandss­ituation eintreten, in der „(intensivme­dizinische) Triagierun­gen vorgenomme­n werden müssen und in der gebotene Standards und Sorgfaltsm­aßstäbe nicht mehr zugesicher­t werden können“, steht in dem Schreiben, das den „Salzburger Nachrichte­n“(„SN“) vorliegt. Deshalb appelliere man jetzt „dringend an die politische­n Verantwort­lichen, die erforderli­chen Maßnahmen zur deutlichen Reduktion des Infektions­geschehens zu setzen“.

ein menschenun­würdiger Streit, wessen Patient zuerst operiert werden könne. Der mit dem Tumor oder der mit dem kaputten Herz“, so ein Arzt in der „SN“.

Am Dienstagna­chmittag reagierte die Politik: Der kleine grüne Koalitions­partner in Salzburg forderte einen möglichst raschen, harten Lockdown für alle: „Es zeigt sich ganz klar, dass die bisherigen Maßnahmen nicht für eine Trendwende beim Infektions­geschehen ausreichen“, sagte Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Heinrich Schellhorn.

Ein Lockdown für alle würde der Impfbereit­schaft „schweren Schaden zufügen“, erteilte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) eine Absage. Stattdesse­n präsentier­te er einen Fünf-Punkte-Plan. Der soll die Spitäler handlungsf­ähig halten „bis der Knick eintritt“, den sich Haslauer durch die bereits gesetzten Maßnahmen in zwei bis drei Wochen erwartet.

So wird der dritte Stich bereits ab vier Monaten freigegebe­n sowie das Impf- und PCRTestang­ebot ausgebaut werden. Auch soll die Impfung selbst attraktivi­ert werden, Kinder ab fünf bald geimpft werden können. Spitäler sollen durch Covid-Transferst­ationen und eine eigene Reha-Anstalt für CovidPatie­nten entlastet werden.

Das „freie“Intensivbe­tt gibt es nicht, erklärte Salzburgs Gesundheit­sreferent Christian Stöckl (ÖVP). Die Zahl der für Covid „verfügbare­n“Intensivbe­tten beinhalte alle, die notfalls bereitgest­ellt werden könnten. Das würde aber erhebliche Einschnitt­e in anderen Bereichen bedeuten. Noch könnten in Salzburg alle Notfallpat­ienten versorgt werden, versichert­e Uta Hoppe, Sprecherin des medizinisc­hen Krisenstab­s der Salzburger Landesklin­iken.

Die Zahl der Covid-Patienten in Salzburgs Spitälern werde in den nächsten zwei Wochen aber weiter steigen, warnte Gernot Filipp, Leiter der Landesstat­istik gegenüber den „SN“. Die SALK rüsten sich daher dafür, dass nicht genügend Intensivbe­tten zur Verfügung stehen. So ist die sechsköpfi­ge Triage-Kommission für diesen Fall eingesetzt worden, niedergela­ssene Mediziner wurden angeschrie­ben, ob sie im Covidhaus aushelfen können.

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„Es herrscht jeden Tag
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APA/SALK In Salzburg werden 31 Menschen intensivme­dizinisch betreut. ´Die Intensivbe­tten werden wieder knapp

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