Salzburg vor der Triage
Die Spitäler in Salzburg sind überlastet und wenden sich an die Politik. Die setzt auf fünf kleine Schritte.
Die Coronalage in Salzburgs Spitälern ist erschreckend. Die Salzburger Landeskliniken (SALK) sahen sich gezwungen, ein Triageteam zusammenzustellen. Fünf Mediziner und eine Juristin könnten künftig entscheiden, wer noch intensivmedizinisch behandelt werden kann. Damit es nicht so weit kommt, stellte Paul Sungler, Geschäftsführer der SALK, eine Überlastungsanzeige an das Land.
Es könne eine Notstandssituation eintreten, in der „(intensivmedizinische) Triagierungen vorgenommen werden müssen und in der gebotene Standards und Sorgfaltsmaßstäbe nicht mehr zugesichert werden können“, steht in dem Schreiben, das den „Salzburger Nachrichten“(„SN“) vorliegt. Deshalb appelliere man jetzt „dringend an die politischen Verantwortlichen, die erforderlichen Maßnahmen zur deutlichen Reduktion des Infektionsgeschehens zu setzen“.
ein menschenunwürdiger Streit, wessen Patient zuerst operiert werden könne. Der mit dem Tumor oder der mit dem kaputten Herz“, so ein Arzt in der „SN“.
Am Dienstagnachmittag reagierte die Politik: Der kleine grüne Koalitionspartner in Salzburg forderte einen möglichst raschen, harten Lockdown für alle: „Es zeigt sich ganz klar, dass die bisherigen Maßnahmen nicht für eine Trendwende beim Infektionsgeschehen ausreichen“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.
Ein Lockdown für alle würde der Impfbereitschaft „schweren Schaden zufügen“, erteilte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) eine Absage. Stattdessen präsentierte er einen Fünf-Punkte-Plan. Der soll die Spitäler handlungsfähig halten „bis der Knick eintritt“, den sich Haslauer durch die bereits gesetzten Maßnahmen in zwei bis drei Wochen erwartet.
So wird der dritte Stich bereits ab vier Monaten freigegeben sowie das Impf- und PCRTestangebot ausgebaut werden. Auch soll die Impfung selbst attraktiviert werden, Kinder ab fünf bald geimpft werden können. Spitäler sollen durch Covid-Transferstationen und eine eigene Reha-Anstalt für CovidPatienten entlastet werden.
Das „freie“Intensivbett gibt es nicht, erklärte Salzburgs Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP). Die Zahl der für Covid „verfügbaren“Intensivbetten beinhalte alle, die notfalls bereitgestellt werden könnten. Das würde aber erhebliche Einschnitte in anderen Bereichen bedeuten. Noch könnten in Salzburg alle Notfallpatienten versorgt werden, versicherte Uta Hoppe, Sprecherin des medizinischen Krisenstabs der Salzburger Landeskliniken.
Die Zahl der Covid-Patienten in Salzburgs Spitälern werde in den nächsten zwei Wochen aber weiter steigen, warnte Gernot Filipp, Leiter der Landesstatistik gegenüber den „SN“. Die SALK rüsten sich daher dafür, dass nicht genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen. So ist die sechsköpfige Triage-Kommission für diesen Fall eingesetzt worden, niedergelassene Mediziner wurden angeschrieben, ob sie im Covidhaus aushelfen können.