Schwerer Verlauf bei Kleinkind
Komplikationen nach Infektion mit Covid-19 und RSV bei 15 Monate altem Kind.
Bei Kindern sehen wir im Normalfall keine derart schweren Verläufe“, sagt Christian Dopler. Er ist Leiter der Abteilung Anästhesiologie und Intensivmedizin am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck. Doch Ende letzter Woche zeigte sich, dass es auch in Bezug auf Covid-19 die Ausnahme von der Regel gibt. Sechs Stunden lang kämpfte er mit seinem Team um das Überleben eines jungen Patienten. „Das Kind ist 15 Monate alt, es waren wirklich dramatische Stunden“, schildert der Mediziner. Schon einige Tage zuvor war das Kind auf der Normalstation gelegen, doch sein Zustand verschlechterte sich mit Fortdauer, das Kind musste also auf die Intensivstation verlegt werden.
Das Kind litt neben einer Corona-Infektion auch an einer RSV-Infektion. Gerade Kleinkinder sind von Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus stark betroffen. Es handelt sich dabei um ein saisonales Erkältungsvirus, das Entzündungen der oberen, aber auch der tieferen Atemwege verursachen kann. Vor allem bei Erstinfektionen, die im Normalfall Babys bzw. Kleinkinder betreffen, können schwere Verläufe vorkommen. RSV-Wellen sind im Winter nichts Ungewöhnliches, nur im vergangenen Jahr blieb sie aus, wohl aufgrund der CovidMaßnahmen. In diesem Jahr allerdings wurden schon in ganz Österreich – früher als normalerweise üblich – zahlreiche Fälle detektiert.
Die Kombination der Covidund RSV-Infektion hatte bei dem 15 Monate alten Kind schwerwiegende Folgen. „Es kam zu einem schweren Lungenversagen, der rechte Lungenflügel ist kollabiert“, schildert Dopler. Über Stunden ließ sich der Zustand des kleinen Kindes nicht stabilisieren – trotz zahlreicher intensivmedizinischer Interventionen. So wurde das Kind etwa künstlich beatmet. „Unsere letzte Option war die ECMO-Maschine, das hat schließlich funktioniert.“Die „künstliche Lunge“wird zur Behandlung von akutem Lungenversagen eingesetzt, ohne diese sei das Kind nicht zu stabilisieren gewesen, sagt Dopler.
Mittlerweile wurde das Kind auf die Kinderintensivstation in Linz verlegt. Es wird noch einige Tage an der ECMO bleiben müssen. „Im Moment ist der Zustand des Kindes stabil.“Die Prognose sei aktuell nicht so schlecht, es könne aber immer noch etwas passieren.
Wären mehr Menschen geimpft, könnten Fälle wie jener des Kleinkindes verhindert werden, ist Dopler überzeugt. Aus diesem Grund spricht er auch einen Impfappell aus. „Hätten wir eine höhere Durchimpfungsrate, könnten wir auch jene besser schützen, die sich nicht oder noch nicht impfen lassen können“, sagt der Mediziner.