Kleine Zeitung Steiermark

Misstrauen gegenüber Peking ist groß

Verhandlun­gsergebnis­se gab es nach dem Treffen Bidens mit Xi Jinping freilich keine.

- USA wollen harte Linie gegenüber Xi Julian Heißler, Washington

Chinas Staatspräs­ident eröffnete das Gespräch mit einem Fauxpas. „Ich bin sehr froh, meinen alten Freund zu sehen“, begrüßte Xi Jinping US-Präsident Joe Biden bei ihrem ersten virtuellen Gipfel am Montagaben­d Washington­er Zeit. Biden und Xi kennen sich seit Langem. Doch einen Freund will Biden Xi dennoch nicht nennen. Mehrfach wies das Weiße Haus diese Bezeichnun­g öffentlich zurück. Kein Wunder: Chinas Ansehen in den USA befindet sich auf einem modernen Tiefpunkt. Das Misstrauen gegenüber Peking ist groß. Die US-Öffentlich­keit wirft der aufstreben­den Supermacht eine aggressive Außenpolit­ik im Indopazifi­k, unfaire Handelspra­ktiken zum Schaden der

USA und Menschenre­chtsverlet­zungen vor. Eine harte Linie gegenüber China ist einer der wenigen Bereiche, auf den sich Demokraten und Republikan­er einigen können.

Für Biden ergibt sich daraus eine schwierige Konstellat­ion. Schließlic­h braucht er China, um die globalen Probleme wie den Kampf gegen den Klimawande­l anzugehen. Gleichzeit­ig darf er auf keinen Fall schwach wirken. Es ist eine Gemengelag­e, die Lösungen in den zahlreiche­n Streitfrag­en zwischen den Ländern erheblich verkompliz­iert. Entspreche­nd wenig kam dann auch beim virtuellen Gipfel heraus. Verhandlun­gsergebnis­se, die man zu Hause stolz präsentier­en kann, gab es – wenig überrasche­nd – nicht. Dass Biden und Xi einander versichert­en, weiter auf ihrem Klimaabkom­men aufzubauen, dürfte das positivste Signal gewesen sein. Nicht einmal auf eine gemeinsame Erklärung konnten sich Amerikaner und Chinesen einigen. Nach dem Gespräch verschickt­en beide Seiten separate Mitteilung­en über den Verlauf.

Trotz des insgesamt freundlich­en Tons habe man nicht mit Kritik gespart, teilte das Weiße Haus mit. Im Gespräch habe man zahlreiche Konfliktpu­nkte mit China angesproch­en. Biden habe „klar zum Ausdruck gebracht“, dass man Chinas Drohungen gegenüber Taiwan missbillig­e. In der Wirtschaft­spolitik kritisiert­en die USA, dass China seiner Verpflicht­ungen aus dem Phase-1-Abkommen nicht erfülle. Der Vertrag war von Bidens Vorgänger Donald Trump geschlosse­n worden und hatte einen veritablen Handelskri­eg zumindest unterbroch­en. China verpflicht­ete sich damals, amerikanis­che Waren im Wert von jährlich rund 200 Milliarden Dollar zu kaufen. Doch davon ist Peking weit entfernt. Und auch das Thema Menschenre­chte sprach Biden mehrfach an.

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AP Biden sieht Xi Jinping nicht als Freund
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AFP

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