Nachhaltig nicht nur auf dem Papier
Der Papierhersteller Mondi-Frantschach investiert 20 Millionen Euro in eine Anlage, Lieferant ist die Andritz AG. Das Projekt ist Teil eines großen Nachhaltigkeitspaketes.
Mondi-Frantschach ist innerhalb des weltweit tätigen Papier- und Verpackungsriesen Mondi eine der großen „Speerspitzen“, was nachhaltige Verpackungen aus Kraftpapier betrifft, und eines der globalen Kompetenzzentren. Nachdem der Konzern erst vor wenigen Monaten ein umfangreiches Nachhaltigkeitspaket bis 2030 geschnürt hat, wird nun in Frantschach investiert und ein wichtiger Teil des Zellstoffkreislaufes für 20 Millionen Euro auf den modernsten Stand gebracht. Konkret liefert Andritz die neue Eindampferanlage für die Zellstofflauge. Diese wird in diesem Anlagenteil mehrfach abgekühlt und stark eingedickt – ein Prozess, bei dem unter anderem nutzbare Abwärme entsteht, aber auch Frischdampf benötigt wird. Die Inbetriebnahme ist für Herbst 2023 geplant. „Durch die höhere Energieeffizienz brauchen wir weniger Frischdampf und wir können mehr Fernwärme auskoppeln,“erläutert Frantschach-Chef Gottfried Joham die Vorteile. „Wir versorgen heute schon Wolfsberg, Frantschach und ein lokales Sägewerk mit Fernwärme.“Rund zehn Megawatt mehr Leistung soll künftig zur Verfügung stehen. „Auch die Abwasserbelastung wird noch
Wir können Innovation entlang der gesamten Wertschöpfungskette voranbringen, vom Holz bis zum Altpapier als Rohstoff. Gottfried Joham
viel geringer werden“, betont Joham. So wird der chemische Sauerstoffbedarf um 140 Tonnen pro Jahr sinken. Mit diesem Sauerstoff werden organische Stoffe so oxidiert, dass sie als Teil des Abwassers keinen Schaden anrichten können. Das gelingt, weil sich mit der neuen Anlage viel größere Mengen Tallseife aus der Restlauge aussondern lassen, bevor die Restlauge in einem letzten Nutzungsschritt zu Biobrennstoff wird. Positiver Nebeneffekt: Die Geruchsbelastung wird geringer. Tallseife besteht vor allem aus den Harzen, die im zu Zellstoff verkochten Holz enthalten waren. Joham: „Die Tallseifenausbeute wird künftig von 18 Kilo je Tonne Zellstoff auf 35 Kilo erhöht.“Rund um die sinnvolle Nutzung der nicht für das Papier verbrauchten Laugenstoffe wird heute intensiv geforscht, unter anderem in gemeinsamen Projekten mit der TU Graz. Tallseife gilt als ein potenzieller Rohstoff etwa für Klebstoffe, Bindemittel, biobasierte Folien oder Dämmstoffe. Bei den anfallenden Mengen handelt es sich jährlich um viele Tonnen. Immerhin produziert die integrierte Papierfabrik in Frantschach mit 450 Mitarbeitern auf drei Maschinen 300.000 Tonnen Kraftpapiere im Jahr.
Kreislauforientierte Lösungen sind ein Schwerpunkt im Nachhaltigkeitsprogramm, das sich der österreichisch-südafrikanieinmal
sche Mondi-Konzern auferlegt hat. In einem ersten Schritt sollen bis 2025 alle Produkte des Konzerns wiederverwertbar oder kompostierbar sein. Die Zusammenarbeit der Frantschacher mit dem MondiStandort Zeltweg ist eng. Unter anderem werden im Lavanttal jene auf Papier basierenden Unterschalen etwa für abgepackten Käse produziert, die dann auf der anderen Seite der Pack bei der Mondi Coating unter laborähnlichen Bedingungen spezialbeschichtet werden.
Mondi Coating ist so hoch spezialisiert, dass man inzwischen auch Kosmetik-Cremetuben auf Papierbasis herstellen kann. Konzernweit fließen in den nächsten fünf Jahren 400 Millionen Euro in den Nachhaltigkeitsplan und damit in Entwicklungen, die den Einsatz von Kunststoffen ablösen können. So kann es künftig auch Salat im spezialbeschichteten Papiersackerl geben. Diese Neuheit hat eine Mondi-Tochter in Frankreich auf den Markt gebracht, das Papier dafür kommt aus Frantschach.
Eine Neuerung der Frantschacher ist ein Verpackungssack für Pellets – auch wieder mit einer Beschichtung aus Zeltweg. Bisher werden Pellets in Plastiksäcken abgefüllt. Joham führt außerdem ein Verpackungssackerl vor, das bei Online-Versendern reißenden Absatz finden soll, es ist nämlich einfach wiederverschließbar.