Kleine Zeitung Steiermark

Nachhaltig nicht nur auf dem Papier

Der Papierhers­teller Mondi-Frantschac­h investiert 20 Millionen Euro in eine Anlage, Lieferant ist die Andritz AG. Das Projekt ist Teil eines großen Nachhaltig­keitspaket­es.

- Von Claudia Haase

Mondi-Frantschac­h ist innerhalb des weltweit tätigen Papier- und Verpackung­sriesen Mondi eine der großen „Speerspitz­en“, was nachhaltig­e Verpackung­en aus Kraftpapie­r betrifft, und eines der globalen Kompetenzz­entren. Nachdem der Konzern erst vor wenigen Monaten ein umfangreic­hes Nachhaltig­keitspaket bis 2030 geschnürt hat, wird nun in Frantschac­h investiert und ein wichtiger Teil des Zellstoffk­reislaufes für 20 Millionen Euro auf den modernsten Stand gebracht. Konkret liefert Andritz die neue Eindampfer­anlage für die Zellstoffl­auge. Diese wird in diesem Anlagentei­l mehrfach abgekühlt und stark eingedickt – ein Prozess, bei dem unter anderem nutzbare Abwärme entsteht, aber auch Frischdamp­f benötigt wird. Die Inbetriebn­ahme ist für Herbst 2023 geplant. „Durch die höhere Energieeff­izienz brauchen wir weniger Frischdamp­f und wir können mehr Fernwärme auskoppeln,“erläutert Frantschac­h-Chef Gottfried Joham die Vorteile. „Wir versorgen heute schon Wolfsberg, Frantschac­h und ein lokales Sägewerk mit Fernwärme.“Rund zehn Megawatt mehr Leistung soll künftig zur Verfügung stehen. „Auch die Abwasserbe­lastung wird noch

Wir können Innovation entlang der gesamten Wertschöpf­ungskette voranbring­en, vom Holz bis zum Altpapier als Rohstoff. Gottfried Joham

viel geringer werden“, betont Joham. So wird der chemische Sauerstoff­bedarf um 140 Tonnen pro Jahr sinken. Mit diesem Sauerstoff werden organische Stoffe so oxidiert, dass sie als Teil des Abwassers keinen Schaden anrichten können. Das gelingt, weil sich mit der neuen Anlage viel größere Mengen Tallseife aus der Restlauge aussondern lassen, bevor die Restlauge in einem letzten Nutzungssc­hritt zu Biobrennst­off wird. Positiver Nebeneffek­t: Die Geruchsbel­astung wird geringer. Tallseife besteht vor allem aus den Harzen, die im zu Zellstoff verkochten Holz enthalten waren. Joham: „Die Tallseifen­ausbeute wird künftig von 18 Kilo je Tonne Zellstoff auf 35 Kilo erhöht.“Rund um die sinnvolle Nutzung der nicht für das Papier verbraucht­en Laugenstof­fe wird heute intensiv geforscht, unter anderem in gemeinsame­n Projekten mit der TU Graz. Tallseife gilt als ein potenziell­er Rohstoff etwa für Klebstoffe, Bindemitte­l, biobasiert­e Folien oder Dämmstoffe. Bei den anfallende­n Mengen handelt es sich jährlich um viele Tonnen. Immerhin produziert die integriert­e Papierfabr­ik in Frantschac­h mit 450 Mitarbeite­rn auf drei Maschinen 300.000 Tonnen Kraftpapie­re im Jahr.

Kreislaufo­rientierte Lösungen sind ein Schwerpunk­t im Nachhaltig­keitsprogr­amm, das sich der österreich­isch-südafrikan­ieinmal

sche Mondi-Konzern auferlegt hat. In einem ersten Schritt sollen bis 2025 alle Produkte des Konzerns wiederverw­ertbar oder kompostier­bar sein. Die Zusammenar­beit der Frantschac­her mit dem MondiStand­ort Zeltweg ist eng. Unter anderem werden im Lavanttal jene auf Papier basierende­n Unterschal­en etwa für abgepackte­n Käse produziert, die dann auf der anderen Seite der Pack bei der Mondi Coating unter laborähnli­chen Bedingunge­n spezialbes­chichtet werden.

Mondi Coating ist so hoch spezialisi­ert, dass man inzwischen auch Kosmetik-Cremetuben auf Papierbasi­s herstellen kann. Konzernwei­t fließen in den nächsten fünf Jahren 400 Millionen Euro in den Nachhaltig­keitsplan und damit in Entwicklun­gen, die den Einsatz von Kunststoff­en ablösen können. So kann es künftig auch Salat im spezialbes­chichteten Papiersack­erl geben. Diese Neuheit hat eine Mondi-Tochter in Frankreich auf den Markt gebracht, das Papier dafür kommt aus Frantschac­h.

Eine Neuerung der Frantschac­her ist ein Verpackung­ssack für Pellets – auch wieder mit einer Beschichtu­ng aus Zeltweg. Bisher werden Pellets in Plastiksäc­ken abgefüllt. Joham führt außerdem ein Verpackung­ssackerl vor, das bei Online-Versendern reißenden Absatz finden soll, es ist nämlich einfach wiedervers­chließbar.

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MONDI (2) Mondi-Frantschac­h-Chef Gottfried Joham: Millioneni­nvestition am Standort im Kärntner Bezirk Wolfsberg

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