Wie Israel die vierte Welle gebrochen hat
Vor Kurzem verzeichnete man noch Rekord-Inzidenzen. „Der Booster hat Israel gerettet“, sind Epidemiologen überzeugt.
Der Epidemiologe Gabi Barbash ist überzeugt: „Der Booster hat Israel gerettet.“Während sie in dem kleinen Nahoststaat bereits vorüber ist, tauchen europäische Länder gerade tief ein: in die vierte Welle der Corona-Pandemie. Für viele ist Israel mittlerweile Vorbild für den Umgang mit dem Virus.
Bis heute ist die dritte Spritze des Biontech/Pfizer-Vakzins mehr als 4,25 Millionen Mal verabreicht worden. Somit haben sie knapp 45 Prozent der israelischen Gesamtbevölkerung erhalten. Bei den 60+-Jährigen liegt die Auffrischungs-Impfquote bei rund 80 Prozent.
Begonnen hatte die Aktion im August zunächst für Menschen über 60 Jahren, doch bereits einige Tage darauf konnte sich jeder, dessen zweite Impfung mindestens sechs Monate zurücklag, den Booster abholen. Die Regierung setzte dabei vor allem auf Schnelligkeit, um die Welle, die durch die Delta-Variante ausgelöst worden war, einzudämmen.
und anderer restriktiver Maßnahmen drückte die Regierung von Naftali Bennett die aggressive Impfkampagne durch, importierte Millionen von Testkits – und ignorierte jegliche Kritik aus dem Ausland. Der Plan ging auf. Bis dato gab es keinen Lockdown mehr. Das öffentliche Leben hat fast zur Normalität zurückgefunden, mit Schulen, Geschäften, Restaurants, Clubs und Kultureinrichtungen, die allesamt geöffnet sind.
Und das, obwohl Israel erst vor etwa zwei Monaten ein nie dagewesenes Hoch mit mehr als zehntausend neuen Coronafällen pro Tag verzeichnete. Die Hospitäler stellten sich auf eine Krise im Gesundheitssystem ein. Zwar stieg die Anzahl der Schwerkranken und Toten, das System aber brach nicht zusammen.
hält es der Auffrischungsimpfung zugute. „Durch Untersuchungen wissen wir, dass die Immunität etwa sechs Monate nach der Impfung nachlässt. Als wir begannen, die neuen und schwerwiegenden Infektionen anhand des Zeitpunkts der Impfung zu analysieren, haben wir es verstanden. Der wichtigste Aspekt für die Balance des Geschehens ist das Nachlassen der Impfwirkung und nicht die DeltaVariante.“
Recht gibt ihm die weltweit erste und größte Studie hierzu. Ende Oktober veröffentlichte
das Forschungsinstitut der israelischen Krankenkasse Clalit eine Untersuchung, die TopWissenschaftler des Landes gemeinsam mit Wissenschaftlern der Harvard Universität durchgeführt hatten. Sie analysierten dabei eine der weltweit größten Sammlungen von Gesundheitsdaten, um die Effektivität der dritten Dosis des Vakzins von Biontech/Pfizer im Hinblick auf die Delta-Variante festzustellen.
nach der Auffrischungsimpfung hatten der Studie zufolge Personen ein um 93 Prozent verringertes Risiko, mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert zu werden und ein um 81 Prozent verringertes Risiko, an den Folgen einer Erkrankung zu sterben.
Für Professor Ben Reis von der medizinischen Fakultät der Harvard Universität könnte dies entscheidende Hilfestellung für Impf-Unentschlossene sein. „Die Ergebnisse zeigen überzeugend, dass eine Woche nach Verabreichung die dritte Dosis des Vakzins hochgradig effektiv gegen einen schweren Verlauf von Covid-19 ist“, resümiert Professor Ran Balicer vom Clalit-Forschungszentrum und Vorsitzender des nationalen Expertenberatungsteams in Israel und betont: „Diese Daten sollten die Entscheidungen in der Politik erleichtern“.