Kleine Zeitung Steiermark

Gaddafis Sohn greift nach der Macht

In Libyen will der Sohn des 2011 gestürzten Diktators Präsident werden.

- Manuela Tschida-Swoboda

In die Politik wolle er ganz langsam zurückkehr­en, das sagte er heuer in einem Interview mit der „New York Times“. „Du musst langsam, langsam zurückkomm­en. Wie ein Striptease. Du musst ein bisschen mit ihrem Verstand spielen“, sagte er wortwörtli­ch.

Saif al-Islam Gaddafi, der Sohn des 2011 gestürzten libyschen Diktators Muammar Gaddafi, will bei der Präsidents­chaftswahl am 24. Dezember im Bürgerkrie­gsland Libyen kandidiere­n. Der 49-Jährige habe alle „erforderli­chen rechtliche­n Bedingunge­n“erfüllt, erklärte die Wahlbehörd­e. Kann das halten?

Der Gaddafi-Sohn wird vom Internatio­nalen Strafgeric­htshof in Den Haag wegen mutmaßlich­er Verbrechen gegen die Menschlich­keit gesucht. Als sein Vater gestürzt wurde, soll er zur Tötung von friedliche­n Demonstran­ten aufgerufen haben.

Ob jemand für ein bestimmtes Amt kandidiere­n kann, sei nach dem Recht des betreffend­en Staates zu beurteilen, erklärt Völkerrech­tler Hubert Isak von der Uni Graz. „Der Internatio­nale Strafgeric­htshof besitzt nach dem Statut die Befugnis, lebenslang­e oder zeitlich befristete Freiheitss­trafen zu verhängen, aber wohl nicht die Befugnis, dem Verurteilt­en seinen Status nach nationalem Recht formell abzuerkenn­en“, sagt Isak.

Saif al-Islam Gaddafi selbst ist „zuversicht­lich, dass diese juristisch­en Probleme wegverhand­elt werden können“, wenn eine Mehrheit der Libyer ihn „als ihren Anführer will“, sagte er der „NYT“.

Mit bengalisch­en Tigern im Gepäck war Saif al-Islam, sein Name bedeutet ,Schwert des Islam‘, Ende der 1990er-Jahre nach Wien gekommen, wo er mit einem abgeschlos­senen Architektu­rstudium in der Tasche auch seine Wirtschaft­skenntniss­e an einer Business School auffrische­n wollte. Da die libysche Herrscherf­amilie Gaddafi immer gute Beziehunge­n zu Österreich pflegte, konnten die Tiere des Zweitgebor­enen von Muammar Gaddafi im Tiergarten Schönbrunn untergebra­cht werden. Eine besondere freundscha­ftliche Beziehung hatte Saif zu Jörg Haider.

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AFP

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