Vermittler in der Krise
Moderator Robert Kratky lotet die Gefühlslage der Nation aus: Der Ö3-Wecker sucht dabei in der Coronakrise nach dem Gemeinsamen.
Robert Kratky tariert seit einiger Zeit sehr gekonnt die Gefühlslage der Nation aus. Gestern früh ließ der Moderator des Ö3-Weckers um kurz nach 7 Uhr Karin Engl vom Kepler-Universitätsklinikum in Linz zu Wort kommen. Die Leiterin der Covid-19-Intensivstation wünschte sich das Lied „Viva La Vida“von Coldplay mit folgenden Worten: „Und wenn das Ganze in der Liveversion möglich wäre, dann hätten viele, viele Menschen in der Koje das Gefühl, ja, dass von draußen mitgekämpft wird.“
Engl versagte kurz die Stimme und sie begann zu weinen, weil sie einer jener extrem belasteten Menschen ist, die in der Corona-Pandemie an vorderster Front stehen. Spontan meldeten sich bei Ö3 Hörer und Hörerinnen, die sagten: „Wir kämpfen mit euch mit und halten uns an alle Maßnahmen. Weil dann habt ihr es auf der Intensivstation leichter.“
Von der Kleinen Zeitung darauf angesprochen sagt Robert Kratky, dass sein Job jetzt auch nicht schwerer als sonst sei: „Er verlangt nur nach noch mehr Kraft und Herz als vor der Krise. Positiv nach vorne blicken ist mein Beruf. Und den mache ich gern, egal bei welchem ,Wetter‘. Privat mag ich den Begriff ,Spaltung der Gesellschaft‘ nicht besonders.“
Der Ö3-Wecker rund um Kratky positioniert sich aktuell als Vermittler zwischen verhärteten Fronten. Dazu passt auch die Auswahl der Hits, wenn man etwa „Codo“der 1980er-Band DÖF spielt: „Ich bin der Hass“.
Und wer sich noch erinnern kann, weiß, dass ein unbekanntes Flugobjekt im Song den „Hass-Schirm“der Erde überwindet und die Liebe mitbringt auf seinem Himmelsritt.
„Uns eint mehr, als uns trennt, und das ist vor allem diese Krise selbst“, sagt der 48-jährige Kratky und fügt hinzu: „Leider läuft uns mittlerweile die Zeit davon. Hören wir also auf, über die ,Schuldfrage‘ zu streiten und stellen wir stattdessen die Frage nach der Pflicht. Zuerst nach jener jedes Einzelnen: Ich selbst bin dreifach geimpft und lasse mich zusätzlich alle zwei Tage testen. Aber schlussendlich sind vor allem die Regierenden in der Pflicht, nämlich das Richtige zu tun, um unser Land und seine Menschen zu schützen.“