Wie Europa durch den Winter kommen will
„Nicht unvorsichtig werden“: Homeoffice, Kontakte reduzieren, Maske tragen.
Dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, platzte bei einer Online-Diskussion der Kragen: „Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben“, wenn nicht gegengesteuert werde. Die Prognosen seien „sehr düster“, sagte er. Seit Juli warnt das RKI, dass Herbst/Winter 2021 schlimmer werden als 2020, wenn die Impfquote in Deutschland niedrig bleibt und Kontakte nicht reduziert werden. Der Bundestag beschloss gestern ein Corona-Gesetz, das heute aber noch den Bundesrat passieren muss. Bund und Länder einigten sich darauf, dass ab gewissen Schwellenwerten für die Hospitalisierungsrate flächendeckend 2G gelten soll. Generell gilt wieder Homeoffice-Pflicht. Wo es seitens des Arbeitgebers und der Beschäftigten möglich ist, soll von zu Hause aus gearbeitet werden.
Auch in Belgien wurde ein neues Homeoffice-Gesetz beschlossen, das morgen in Kraft tritt. Ausgeweitet wurde auch die Maskenpflicht.
Das slowakische Parlament verschärfte erneut die landesweiten Coronaregeln. Solange die Pandemie andauere, dürfen Arbeitnehmer ohne Anspruch auf Lohn oder Lohnersatz vom Betreten ihres Arbeitsplatzes ausgeschlossen werden, wenn sie keinen 3GNachweis haben.
Zu den Ländern mit den höchsten Coronazahlen Europas zählt auch Kroatien. Im jüngsten EU-Staat sind erst 45,5 Prozent aller Bewohner vollimmunisiert. Nun wurde die 3G-Regelung, die seit Oktober im Gesundheits- und Sozialbereich gilt, auch im öffentlichen Sektor eingeführt. Zertifikatspflicht gilt nun auch für den Eintritt bei Behörden, Ämtern und Einrichtungen. Sowohl Mitarbeiter als auch Kunden brauchen einen 3G-Nachweis. Slowenien möchte einen „Lockdown für Ungeimpfte“nach Vorbild Österreichs, wartet aber noch auf eine Entscheidung des slowenischen Verfassungsgerichts. Das Zwei-Millionen-Einwohner-Land weist aktuell die höchste Zahl an CoronaNeuinfektionen der EU auf.
„Wir dürfen wegen des Impfstoffs nicht unvorsichtig werden“, erklärt Portugals Premier António Costa, der sich heute mit seinen Gesundheitsgremien berät. Die Infektionszahlen sind in Portugal zwar niedrig, aber das solle auch so bleiben: 86 Prozent sind dort vollimmunisiert.