„Die Köche arbeiten in der Industrie“
„Hilfe! Kein Personal“. Zum Abschluss der Serie über den akuten Personalmangel spricht AMSChef Johannes Kopf über Tiroler Köche, Frauen in Teilzeit, lethargische Betriebe und Lockdowns.
Es ist höchst ungewöhnlich, was passiert ist“. Kaum jemand kennt die Zahlen zum heimischen Arbeitsmarkt in Österreich so detailliert wie Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS). Selbst der Experte aber zeigt sich ob der Dynamik der letzten Monate überrascht. „Das heurige Jahr haben wir – im Vergleich mit dem Vorkrisenjahr 2019 – mit einem Arbeitslosenplus von 110.000 Personen begonnen“, erinnert sich der AMSChef im Videogespräch mit der Kleinen Zeitung. Mit den Monaten zogen sukzessive die Öffnungsschritte ins Land. Die Arbeitslosigkeit begann zu sinken, lag aber immer noch um 60.000 Menschen über dem Vorkrisenniveau. Noch im Mai prognostizierte das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, dass die Arbeitslosigkeit erst im Jahr 2025 auf Vorkrisenniveau sein wird. Kopf selbst schätzte damals, es könnte bereits 2023 soweit sein. „In Wirklichkeit haben wir uns beide sehr getäuscht“, sagt Johannes Kopf heute. „Es war nämlich schon am 5. Oktober 2021 so weit“.
Seit damals sinkt die Zahl der Menschen ohne Arbeit weiter, dafür stiegen die offenen Stellen binnen kürzester Zeit auf einen historischen Höchststand. In Oberösterreich etwa listet das AMS heute mehr vakante Jobs als Arbeitssuchende. Ein weiterer, flächendeckender Lockdown könnte die Aufbruchstimmung zwar stark eintrüben – dennoch rechnet Kopf nicht mit derlei gravierenden Auswirkungen wie im Frühjahr 2020. Der AMS-Vorstand im Originalton: „Wir haben gelernt, mit dem Wahnsinn umzugehen“. Auch deswegen sei die Arbeitslosigkeit im zweiten und dritten
nicht annähernd so hoch angestiegen wie beim ersten Zusperren.
Jedenfalls fester Teil der mit Corona eingezogenen Volatilität ist der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel in vielen Branchen. Egal ob bei Pflegebetrieben, Frächtern, Gasthäusern, vielen Handwerksbetrieben oder in ländlich gelegenen Volksschulen: Immer lauter werden die Stimmen, wonach geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rares Gut seien. „Wir werden uns an Zeiten mit Fachkräftemangel gewöhnen müssen“, sagt Johannes Kopf. Wie man darauf reagieren sollte? Kopf: „Es wird auch dazugehören, dass wir eines Tages länger arbeiten müssen. Wir gehen noch immer viel früher in Pension als etwa die Deutschen“. Großes Potenzial sieht der Arbeitsmarktexperte auch bei der ErLockdown