Das Mädchen, vor dem die Taliban Angst haben
Malala kämpft seit Kindertagen für das Recht auf Bildung.
Keine Angst, die Taliban erschießen nie kleine Mädchen“, erinnert sich Malala in ihren Memoiren „Ich bin Malala“an jenen Tag, der ihr ganzes Leben verändern sollte. Sie war im Jahr 2012 gerade mit Freundinnen auf dem Nachhauseweg von der Schule, als ein Pritschenwagen abrupt abbremste. In ihrer pakistanischen Heimatprovinz Khyber-Pakhtunkhwa hatten die Islamisten nach und nach zwar Hunderte Mädchenschulen zerstört, aber ein Kind war dabei bis dahin nie verletzt worden. „Aber an diesem Tag hielt ein bärtiger Mann seinen Toyota an und fragte: ,Wer ist Malala?‘“Niemand sagte etwas, aber mehrere Mädchen sahen Malala an. „Da hob er eine schwarze Pistole, einen Colt. Der Taliban gab drei Schüsse ab“, schreibt sie. Der Erste ging durch Malalas linkes Auge und durch ihre Schulter. Sie kam zur Behandlung in eine Spezialklinik in Birmingham, wo sie bis heute mit ihrer Familie lebt.
Malala hatte teuer dafür bezahlen müssen, dass sie sich für die Rechte von Kindern starkmachte, insbesondere für die Rechte von Mädchen. Ein Jahr vor dem Anschlag auf sie hatten die Taliban im Swat-Tal in Pakistan alle Mädchenschulen schließen lassen. Malala wehrte sich, unterstützt von ihrem Vater Ziauddin Yousafzai, der eine Mädchenschule leitete. Die Elfjährige schrieb täglich auf, was sie erlebte, ihr Vater bot den Text der BBC an, die ihn als Blog veröffentlichte. Im Vorjahr schloss die Sacharow-, Weltkinder- und Friedensnobelpreisträgerin – die Jüngste in der Geschichte des Nobelpreises – ihr Studium der Philosophie, Politik und Wirtschaft an der Universität Oxford ab. Die 24-Jährige setzt sich weiterhin für die Schwächsten der Welt ein, für die Kinder, die Mädchen, die Frauen. In der Vorwoche heiratete sie den 31-jährigen gebürtigen Pakistani Asser Malik, Spitzenfunktionär des pakistanischen Cricketteams.
Mit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ist der Kampf für das Recht von Kindern auf Bildung in der gesamten Region wieder erschreckend aktuell.