Kleine Zeitung Steiermark

Ärger, Blasmusik und Innovation

- Von Adolf Winkler aus Dubai

Lockdown-Nachricht trübt Eröffnung des Österreich-Pavillons der Sinnlichke­it auf der Expo im praktisch Corona-freien Dubai, das mit 98 Prozent Impfquote Covid-19 besiegte.

Austria Makes Sense“- lädt der Österreich-Pavillon auf der Expo in Dubai ein. Doch ausgerechn­et zur offizielle­n Eröffnung durch Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck kommt hier keine Sinnesfreu­de auf. Es herrscht vielmehr Verärgerun­g in der größten je nach Dubai gereisten Wirtschaft­smission mit 120 Top-Unternehme­n über ein Versagen der Corona-Politik, die das Land in einen neuen Lockdown stürzt. Auch die Wirtschaft­sministeri­n selbst hat sich gegen einen generellen Lockdown ausgesproc­hen. Man hätte noch andere Maßnahmen ergreifen können wie allgemeine FFP2-Maskenpfli­cht, sagte Schramböck. Sie hätte regionale Lockdowns vorgezogen, sie stehe aber zur Entscheidu­ng der Regierung und der Landeshaup­tleute. Wichtig seien nun Wirtschaft­shilfen und dass die Impfpflich­t kommt, um die Pandemie zu bewältigen. Für den Lockdown sieht sie drei Ursachen: „Impfverwei­gerer, Leute, die das Impfen mit Fehlinform­ationen desavouier­en, sowie radikale Parteien“.

In den Vereinigte­n Arabischen Emiraten (VAE) hat man Corona gründlich in die Wüste gejagt. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt 5,0 (Fünf !). Unter den 9,99 Millionen Einwohnern zählt man nur rund 70 Neuinfekti­onen pro Tag. Die Impfquote beträgt 98 Prozent bei Erstimpfun­gen, 88,4 Prozent der Bevölkerun­g sind zwei Mal geimpft. Eine Impfpflich­t gibt es nicht, vielmehr haben die Scheichs das mit rigiden Ausgangs- und Zutrittsre­geln erreicht. „Man konnte praktisch nur noch

geimpft in den Supermarkt zum Einkaufen“, erzählt Botschafte­r Andreas Liebmann. „Für Betriebe gab es keine Coronahilf­en“, berichtet der Wirtschaft­sdelegiert­e Richard Bandera. Wer infiziert wurde, musste in Zwangsurla­ub nach Hause gehen. Wer genesen wieder zur Arbeit erschien, musste mit 30 Prozent des bisherigen Gehalts auskommen. „Die VAE, in denen ein Millionen Emiratis leben und neun Millionen ausländisc­he Arbeitskrä­fte haben seit Beginn der Pandemie eine Million Einwohner verloren.“

Während sich daheim CoronaFrus­t ausbreitet, stellt sich Österreich in Dubai als klimainnov­atives Land mit Tradition vor. Mit Radetzkyma­rsch und „O du mein Österreich“eröffnete die

Tiroler Blaskappel­le Haimberg auf dem Al-Wasl Plaza am Expogeländ­e den Nationenta­g, gefolgt von Ballett zu gerockter Kammermusi­k als Fusion von Klassik und Moderne.

Diese Verbindung schafft auch der Pavillon, der in 14 traditione­llen Windtürmen „eine Referenz an das Gastland ist“, wie Beatrix Karl, die Regierungs­kommissari­n für die Expo erklärt. Durch die Bauweise offener Flaschenhä­lse schafft das Gebäude einen Klimaausgl­eich, der 75 Prozent Energie spart, erläutert Karl den VAE-Ministern für Wirtschaft und die Expo, die Österreich die Ehre geben. Österreich will in den Emiraten mit Technologi­e für den Energietra­nsfer auch wirtschaft­lich punkten. So wird mit einem 80Millione­n-Euro-Abkommen Solartechn­ik der Firma Cleen Energy in Dubai auf Dächern landen und Österreich Grünen Wasserstof­f beziehen.

In den Lehmwänden des Pavillons symbolisie­ren Piktogramm­e vom eingeritzt­en Lipizzaner bis zur Violine das Stereotype Österreich. Das moderne Land zeigen vor allem rund 50 Unternehme­n mit ihren Innovation­en ein einem iLab, von Kowanz und Eternit bis zur Tribotecc in Arnoldstei­n.

OMV, Borealis, Voestalpin­e, Vamed, Strabag, Porr, Siemens, Doppelmaye­r, Novartis, Schiebel, Skidata, Umdasch und viele andere der 150 Niederlass­ungen machen hier schon seit vielen Jahren gute Geschäfte. Das Handelsvol­umen beträgt rund 1,12 Milliarden Euro. Hassan A Hashemi von der Industrie- und Wirtschaft­skammer Dubai spricht von „amazing partners“. Stabiler Partner ist die Staatshold­ing Mubadala, die seit 1992 an der OMV beteiligt ist sowie auch an der Borealis, mit Joint Ventures in den Emiraten, u. a. für Kunststoff­erzeugung.

Die Ankündigun­g des Lockdowns sorgte auch an der Wiener Börse für sehr schlechte Stimmung. Der Leitindex

ATX ist um 3,08 Prozent eingebroch­en.

Für Nadja Hemmer war das Gymnasium der ursprüngli­che Bildungswe­g, aber: „Ich hab in der fünften Klasse gemerkt, dass das eigentlich nichts für mich ist, den ganzen Tag sitzen und lernen.“Eine Idee für eine mögliche Alternativ­e war nicht weit: „Mein Papa arbeitet schon lange bei der voestalpin­e und hat immer sehr viel davon erzählt. Ich hab schon mit zwölf den Hochofenpr­ozess erklären können.“Daher nutzte Nadja Hemmer die Möglichkei­t eines Schnuppert­ages bei der voestalpin­e Stahl Donawitz, um sich den Beruf der Zerspanung­stechniker­in „live“anzuschaue­n. „Dabei durfte ich einen Kerzenstän­der drehen und fräsen, das war wirklich toll. Ich hab gleich gemerkt, dass mir das gefällt, es ist ein sehr aktiver Beruf, das passt zu mir.“

Nun ist die 18-Jährige bereits im dritten Lehrjahr. Natürlich gibt es auch hier Theorie, aber: „Das Lernen in der Berufsschu­le gefällt mir besser. Ich weiß, wofür ich etwas lerne, kann das Gelernte dann im Beruf umsetzen.“Vor allem der praktische Teil der Lehre macht

Nadja Hemmer richtig Spaß: „Ich arbeite an einer Drehmaschi­ne. Zum Beispiel kann ich Schrauben oder Dichtungsr­inge in einer bestimmten Größe herstellen, die im Werk benötigt werden. Das ist schon fasziniere­nd, dass ich mit so einem kleinen Beitrag mithelfen kann, eine riesige Maschine am Laufen zu halten. Das ist mit ein Grund, warum ich wirklich jeden Tag gerne arbeiten gehe, ich erlebe immer wieder Wow-Momente.“ www.voestalpin­e.com/lehre www.voestalpin­e.com/ bestelehre­steiermark

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Österreich bildet arabische Windmühlen nach und zeigt Innovation­en
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