Kleine Zeitung Steiermark

Das Geschäft hinter dem PCR-Test

- Von Markus Zottler

Millionen-Investment­s, 400 neue Mitarbeite­r, Vorwürfe und problemati­sche Heim-Gurgeltest­s: Bei Novogenia werden Tag für Tag Abertausen­de PCR-Tests ausgewerte­t. „Der Lockdown hilft, alle Labore zu entlasten“, heißt es jetzt.

Gründete Novogenia im Jahr 2009: der Molekularb­iologe Daniel Wallerstor­fer

Eugendorf, im Salzburger Flachgau. Kaum jemand hätte wohl vor Beginn der Corona-Pandemie gedacht, dass die 7000-Seelen-Gemeinde zu einer zentralen Drehscheib­e werden sollte. Zu tun hat das mit Novogenia. Einem „humangenet­ischen Labor“, das darauf spezialisi­ert ist, per Genanalyse zu testen, welche Medikament­e Menschen nicht vertragen oder welche Nährstoffe sie brauchen.

„Ein Prozent Zeit“hätte er in diesen Tagen für das Kerngeschä­ft, erzählt Daniel Wallerstor­fer am Telefon. Zu tun hat das mit Covid-19. Novogenia ist nämlich einer der führenden Akteure, wenn es um die Auswertung von PCR-Tests geht. Die behördlich angeordnet­en Proben aus der Steiermark oder Niederöste­rreich landen ebenso im Eugendorfe­r Labor wie zahlreiche Schultests und die Heimgurgel­tests aus Oberösterr­eich, Niederöste­rreich und Salzburg.

Beschäftig­te Novogenia vor der Krise 70 Mitarbeite­r, sind es jetzt mehr als 500. 750.000 Proben werden Woche für Woche ausgewerte­t, „15 Millionen Euro“steckte das Unternehme­n laut Wallerstor­fer, Gründer und Geschäftsf­ührer, in neue Infrastruk­tur. Lief das Novogenia-Geschäft lange Zeit gut, kam es zuletzt ins Stocken. Zu tun hat das mit den Heimgurgel­tests.

„Man muss die Laborkapaz­ität in zwei Teilen sehen“, erklärt Daniel Wallerstor­fer. Einerseits gäbe es Kapazität, in der man die Pools, also die vermischte­n Proben von mehreren Personen, großflächi­g analysiert. „Da sind wir hochautoma­tisiert und haben freie Kapazitäte­n. Das Problem entsteht bei den Rückstellp­roben.“Ist ein Testpool nämlich positiv, müssen die einzelnen Proben auch einzeln analysiert werden. Steigen die PositivRat­en bei den Tests, steigen die Rückstellu­ngen. Genau das passiert zurzeit in hohem Maße. Wallerstor­fer: „Personen, die positiv sind, verwenden Heimgurgel­tests als eine Art Fiebermess­er. Die testen sich jeden Tag, um zu schauen, wie sich das Virus verändert.“Das führe zu Positiv-Raten von 5 Prozent – das Pooling aber laufe nur bis 1,5 Prozent gut. Die Folge: Novogenia stößt an Kapazitäts­grenzen, Testergebn­isse verzögern sich, das Geschäft wird unrentabel. „Der Lockdown hilft, alle Labore zu entlasten“, sagt Wallerstor­fer.

Parallel zur gestiegene­n Aufmerksam­keit gesellten sich bei Novogenia auch mutmaßlich­e Hackerangr­iffe und kritische Berichte. Mitarbeite­r erhoben darin Vorwürfe. Etwa, dass Neun-Stunden-Schichten ohne Pause geleistet werden müssten. „Derlei Berichte sind unangenehm“, sagt Wallerstor­fer. Eine Folge sei die Überprüfun­g des Arbeitsins­pektorakts gewesen, das „keinerlei Probleme entdeckte“. Dass die Belastung in Spitzenzei­ten hoch ist, bestreitet der Molekularb­iologe nicht. Ebenso herausford­ernd sei es, Personal zu finden. „Der Markt ist ausgeschöp­ft“, erzählt Wallerstor­fer. Deswegen hole man „Naturwisse­nschaftler aus Wien mit dem Bus nach Salzburg“.

Das Recht auf Bildung ist mir wichtig, weil ich später einen guten und interessan­ten Job haben möchte. Ich möchte auch wissen, wie die Dinge funktionie­ren. Wenn ich eine gute Bildung habe, dann verstehe ich auch alles und kann überall mitreden. Außerdem macht Bildung auch viel Spaß!

9 Jahre

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