Kleine Zeitung Steiermark

Kämpfer für Europa und die Wahrheit

- Thesy Kness-Bastaroli, Mailand

David Sassoli, amtierende­r Präsident des EU-Parlaments, ist verstorben.

Mit 65 Jahren ist der amtierende EU-Parlaments­präsident David Sassoli in der Nacht auf gestern gestorben. Er hat die Komplikati­onen einer akut gewordenen Immunkrank­heit nicht überstande­n. Kommende Woche hätte Sassoli, ein Sozialdemo­krat, sein Amt an die EVP abgetreten; Nachfolger­in wird aller Voraussich­t nach Roberta Metsola. Die Übergabe war bereits bei Amtsantrit­t 2019 Teil einer Absprache der EU-Staats- und Regierungs­chefs.

Der aus Florenz gebürtige aber in Rom aufgewachs­ene Sassoli wollte eigentlich Archäologi­e studieren, zog aber dann das Studium der Politikwis­senschafte­n und den Journalist­en-Beruf der Wissenscha­ft vor. Als langjährig­er Pfadfinder, progressiv­er Katholik und passionier­ter Klavierspi­eler (klassische Musik) hatte Sassoli bereits von Jugend an ein Hobby: Eu- ropa. „Es zählt nicht nur Italien, es zählt Europa“– so erzog er auch seine beiden Kinder.

David Sassoli: vom Starmodera­ter zum EU-Parlaments­chef

Seine journalist­ische Karriere begann er als Chronik-Berichters­tatter bei kleineren Zeitungen bis ihm 1982 der große Sprung gelang und er vom staatliche­n Fernsehsen­der RAI engagiert wurde. Mit seinen Berichten über das organisier­te Verbrechen, die Mafia und seinen Sendungen über die von den Mailänder Richtern („Saubere Hände“) aufgedeckt­e Korruption­saffäre in der Politik, wurde er äußerst populär. Er avancierte zum Vizedirekt­or des Nachrichte­nsenders RAI Uno. Während der Regierungs­zeit von Silvio Berlusconi musste der überzeugte Sozialdemo­krat allerdings leiser treten. 2009 wurde Sassoli für die Linksdemok­raten auf Vorschlag des damaligen Bürgermeis­ters von Rom, Walter Veltroni, zum Abgeordnet­en ins EU-Parlament gewählt, 2014 wurde er dessen Vizepräsid­ent und 2019 Präsident.

Der ruhige, diskrete, stets hilfsberei­te und nachdenkli­ch wirkende Politiker, war kein Star im herkömmlic­hen Sinn. Er verabscheu­te öffentlich­en Rummel, wollte nie Aufsehen erregen und ließ sich für seine Entscheidu­ngen Zeit. Solidarisc­h verhielt er sich auch gegenüber seinem zu Unrecht verurteilt­en Kollegen Enzo Tortora, der des Drogenhand­els beschuldig­t und daraufhin inhaftiert wurde. Erst Jahre später wurde das Unrecht an Tortora von der Justiz anerkannt. Sassoli war außerdem einer der wenigen, welche die Unzulängli­chkeit der damaligen Regierung von Giulio Andreotti kritisiert­e, als der Politiker Aldo Moro 1978 von den Roten Brigaden ermordet wurde. Kurzum: Als Journalist suchte Sassoli in seiner Berichters­tattung stets die Wahrheit – und als Politiker immer den Frieden.

Spiel zu verlieren.“Wenn die Vorschläge nach einem halben Jahr auf dem Tisch liegen, sei die Politik gut beraten, bei der Frage der Umsetzung weiter auf Fachkompet­enz zu setzen. „Es wird nur noch zehn bis 20 Jahre dauern, bis wir sehen, ob wir von der Klimakrise in eine Klimakatas­trophe schlittern.“

 ?? AP ??
AP

Newspapers in German

Newspapers from Austria