Ein Rekord nach dem Rekordjahr
300 Millionen Euro: Noch nie floss in einer Runde so viel Geld in ein heimisches Start-up. Woran das liegt und was GoStudent mit Online-Nachhilfe noch alles vorhat.
Die meisten Zahlen hat Gregor Müller auf Anhieb parat. Und es sind sehr viele Zahlen, die an Tagen wie diesen rund um das Wiener Start-up GoStudent schwirren, das Müller gemeinsam mit Felix Ohswald gründete.
300 ist eine der Zentralsten. 300 Millionen Euro stecken Investoren jetzt nämlich in das Unternehmen, das sich auf digitale Nachhilfe spezialisierte. Noch nie bekam ein österreichisches Start-up in einer einzelnen Runde so viel Kapital. Als Geldgeber fungieren bekannte Namen der globalen Wirtschaft, die allesamt auf eine rasche Expansion des Startups setzen. Angeführt wird die Runde von Prosus, einem niederländischen Investmentvehiwertvoll? kel von Naspers, dem größten Medienkonzern Afrikas mit Sitz in Kapstadt. Frisches Geld schießt bei den Wienern auch Tencent, ein chinesischer Online-Gigant, nach. Naspers wiederum hält via Prosus 29 Prozent der Anteile an Tencent. Über diese Verbindung kam es auch zum Kontakt mit Verantwortlichen von GoStudent. Einem der in Investorenkreisen begehrtesten Jungunternehmen Europas. Erst 2016 gegründet, flossen in Summe bereits 590 Millionen Euro in das Wiener Start-up. Die Bewertung von GoStudent liegt jetzt bei drei Milliarden Euro.
Was aber macht das Jungunternehmen, das Reuters als europaweit „höchstbewertetes Unternehmen bei digitalen Bildungsangeboten“anführt, so
„Be fast or be last“, also „Sei schnell oder der Letzte“, formuliert Gregor Müller irgendwann während des Gesprächs einen der Leitsätze des Start-ups. Und GoStudent ist außergewöhnlich schnell. Der Markt für Nachhilfe ist in den allermeisten Ländern stark fragmentiert, bespielt von vielen kleineren Anbietern. Wenige von ihnen haben Interesse und Geld, die Dienstleistung auszuweiten. Bei GoStudent ist das
anders. Mittlerweile bietet man die Plattform in 22 Ländern an. Jüngst kamen Brasilien, Kolumbien, Chile oder Kanada dazu, mit dem frischen Kapital soll der Schritt in die USA gelingen.
Das zentrale Produkt der Wiener ist schnell erklärt. „Unser Steckenpferd ist der Online-Einzelunterricht“, sagt Gregor Müller. GoStudent verspricht den Schülern, primär angesprochen werden 10- bis 14-Jährige und deren Umfeld, den idealen Lehren
setzt das Investment eine Serie fort. Schon 2021 floss außergewöhnlich viel Geld in die findigsten Jungunternehmen. Deutlich mehr als eine Milliarde Euro wurde in österreichische Start-ups investiert – 2020 waren es noch 220 Millionen Euro. Am höchsten bewertet ist mit 3,5 Milliarden Euro zurzeit die Kryptoplattform Bitpanda, knapp dahinter folgt GoStudent. Viel Geld konnten 2021 aber auch Marketing-Spezialist Adverity (100 Millionen Euro) oder Logistiker Storebox (52 Millionen Euro) einsammeln.