Die Chance liegt imKLARTEXT Dominoeffekt

Klimaaktivistin, Graz

Es ist gerade einmal ein Viertel des Jahres 2022 vergangen und ich war schon auf mehr Demonstrationen als im ganzen letzten Jahr zusammen. Das Besondere daran? Es zeigt einerseits, dass dieses Jahr schon jetzt ein besonders ungerechtes und krisenhaftes ist. Andererseits ist es für mich als Klimaaktivistin besonders, weil es nur bei wenigen dieser Demos um Klimaschutz ging. Es ging zum Beispiel um den Krieg, der so nahe von uns wütet und Millionen von Menschen entwurzelt und viele Leben kostet. Es ging auch um Frauenrechte, Gleichberechtigung, Anti-Rassismus, Coronatote, die Ungerechtigkeit, dass weitere Milliarden unserer Steuergelder in Asphalt, Straßen und Autos geschmissen werden, statt dass wir uns damit eine lebenswerte Zukunft bauen.

All diese Themen sind mir nicht nur zufällig persönlich wichtig. Sie sind deshalb so wichtig, weil sie alle miteinander verbunden sind. Kurzes Beispiel: Unsere Ausgaben in Milliardenhöhe für russisches Gas und Öl machen uns nicht nur von einem lebensgefährdenden Autokraten abhängig. Sie befeuern auch noch einerseits den Krieg in der Ukraine und verhindern andererseits, dass wir alle (unabhängig unserer finanziellen Möglichkeiten) mit erneuerbarer Energie klimafreundlich leben können.

Es gibt auch sehr viele weitere Beispiele, die zeigen können, wie viele der Probleme, die unsere Gesellschaft heutzutage besonders beschäftigen, von sehr ähnlichen oder sogar den gleichen Machtstrukturen beherrscht werden. Wir können die Klimakrise nicht lösen, wenn wir nicht gleichzeitig an Lösungen zu mehr Gleichberechtigung, zum Aufbrechen patriarchaler und rassistischer Strukturen, zu einer alternativen Energieversorgung, zu sozialer Gerechtigkeit und zu dem Profit einzelner weniger auf Kosten der großen Mehrheit und unserer Umwelt denken. as klingt kompliziert und oft fühlt man sich ohnmächtig. Doch auf der anderen Seite hat es auch etwas Gutes: Wenn wir es geschafft haben, auf unser Klima zu achten, haben wir es gleichzeitig auch geschafft, weitere strukturelle Probleme zu lösen. Mit einer Lösung folgen weitere – ein wunderschöner Dominoeffekt.

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Im Schnitt beträgt die Verweildauer von CO2 12,4 Jahre, allerdings steigt die ausgestoßene Gesamtmenge ständig.