Kleine Zeitung Steiermark

Der Krieg nicht im Kopf sein

Am Wochenende steigt auf dem Gelände des Mur Beach der Start in die Sandplatzs­aison. Bei der Pro Tour sind auch zwei ukrainisch­e Spielerinn­en dabei.

- Von Georg Michl

Trotz all der Sorgen um die Familie in der Ukraine, um all die Lieben in ihrer kriegsgebe­utelten Heimat kann sich Diana Lunina voll fokussiere­n, wenn sie mit ihrer Partnerin Walentyna Dawidowa auf den Court geht. „Ich muss einfach“, sagt sie und kämpft mit den Tränen, „ich muss mich voll konzentrie­ren und mein Bestes geben. Nur dann kann ich meine Familie unterstütz­en.“Auch wenn das sonst alles andere als einfach ist und die Gedanken stets um die Heimat kreisen. Die zwei bereiteten sich auf die Saison vor, als der Krieg ausbrach. „Es ist hart“, erzählt Lunina, die täglich mit ihrer Familie telefonier­t. „Wir mussten fliehen, um unsere Leben zu retten und jetzt leben wir in einem fremden Land, weg von unseren Familien.“Beide lebten bei Kriegsausb­ruch in Kiew. „Ich musste mit meinen beiden Kindern das Land verlassen und sie beschützen“, erzählt Dawidowa (34). Die Flucht führte sie zu Freunden nach Pelhˇrimov (CZE), wo Simon Nausch und Jiˇrí Vacek ein Projekt ins Leben riefen, um den beiden eine Perspektiv­e zu geben. „Jiˇrí und ich haben es in die Wege geleitet, dass sie hier leben und trainieren können“, erzählt der gebürtige Wiener und Beach-Trainer Nausch, „wir würden uns freuen, wenn sich mehr Menschen dem Projekt anschließe­n.“

Die beiden sind internatio­nal

Diana Lunina

keine unbeschrie­benen Blätter, spielten sie doch schon bei Welt- und Europameis­terschafte­n. „Mit ihrer Hilfe versuchen wir nun zurück in den Spitzenspo­rt zu kommen und die Ukraine repräsenti­eren zu können“, sagt Lunina. Der erste Schritt zurück auf die internatio­nale Bühne war der Auftakt der österreich­ischen Pro Tour in Podersdorf. „Ich hatte ein bisschen Angst vor dem Spiel“, erzählt Lunina, „immerhin hatte ich fast zwei Monate keinen

Ball in der Hand.“Doch die Sorge war unbegründe­t, denn das Duo sicherte sich den Sieg. Am Wochenende werden die beiden nun wieder in der heimischen Serie servieren und das in Graz. „In Österreich ist es ganz anders. Hier gibt es viel mehr Plätze und Menschen, die sich für den Beachvolle­ball begeistern“, sagt Lunina. In ihrer Heimat ist Volleyball die klare Nummer eins, auch die 29-Jährige ging durch die „klassische Schule“und spielte auf profession­ellem Niveau. „Beachvolle­yball ist cool und ich mache nicht so gerne, was alle machen“, sagt sie lachend.

Am Samstag (9) und Sonntag (9) sind in Graz je 16 Damenund Herren-Teams dabei. „Wir sind richtige stolz, dass die beiden zu uns kommen“, sagt Organisato­r Ingo Gruber, „und darum haben wir das Finale der Damen als Höhepunkt ganz zum Schluss angesetzt.“

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