Der Krieg nicht im Kopf sein
Am Wochenende steigt auf dem Gelände des Mur Beach der Start in die Sandplatzsaison. Bei der Pro Tour sind auch zwei ukrainische Spielerinnen dabei.
Trotz all der Sorgen um die Familie in der Ukraine, um all die Lieben in ihrer kriegsgebeutelten Heimat kann sich Diana Lunina voll fokussieren, wenn sie mit ihrer Partnerin Walentyna Dawidowa auf den Court geht. „Ich muss einfach“, sagt sie und kämpft mit den Tränen, „ich muss mich voll konzentrieren und mein Bestes geben. Nur dann kann ich meine Familie unterstützen.“Auch wenn das sonst alles andere als einfach ist und die Gedanken stets um die Heimat kreisen. Die zwei bereiteten sich auf die Saison vor, als der Krieg ausbrach. „Es ist hart“, erzählt Lunina, die täglich mit ihrer Familie telefoniert. „Wir mussten fliehen, um unsere Leben zu retten und jetzt leben wir in einem fremden Land, weg von unseren Familien.“Beide lebten bei Kriegsausbruch in Kiew. „Ich musste mit meinen beiden Kindern das Land verlassen und sie beschützen“, erzählt Dawidowa (34). Die Flucht führte sie zu Freunden nach Pelhˇrimov (CZE), wo Simon Nausch und Jiˇrí Vacek ein Projekt ins Leben riefen, um den beiden eine Perspektive zu geben. „Jiˇrí und ich haben es in die Wege geleitet, dass sie hier leben und trainieren können“, erzählt der gebürtige Wiener und Beach-Trainer Nausch, „wir würden uns freuen, wenn sich mehr Menschen dem Projekt anschließen.“
Die beiden sind international
Diana Lunina
keine unbeschriebenen Blätter, spielten sie doch schon bei Welt- und Europameisterschaften. „Mit ihrer Hilfe versuchen wir nun zurück in den Spitzensport zu kommen und die Ukraine repräsentieren zu können“, sagt Lunina. Der erste Schritt zurück auf die internationale Bühne war der Auftakt der österreichischen Pro Tour in Podersdorf. „Ich hatte ein bisschen Angst vor dem Spiel“, erzählt Lunina, „immerhin hatte ich fast zwei Monate keinen
Ball in der Hand.“Doch die Sorge war unbegründet, denn das Duo sicherte sich den Sieg. Am Wochenende werden die beiden nun wieder in der heimischen Serie servieren und das in Graz. „In Österreich ist es ganz anders. Hier gibt es viel mehr Plätze und Menschen, die sich für den Beachvolleball begeistern“, sagt Lunina. In ihrer Heimat ist Volleyball die klare Nummer eins, auch die 29-Jährige ging durch die „klassische Schule“und spielte auf professionellem Niveau. „Beachvolleyball ist cool und ich mache nicht so gerne, was alle machen“, sagt sie lachend.
Am Samstag (9) und Sonntag (9) sind in Graz je 16 Damenund Herren-Teams dabei. „Wir sind richtige stolz, dass die beiden zu uns kommen“, sagt Organisator Ingo Gruber, „und darum haben wir das Finale der Damen als Höhepunkt ganz zum Schluss angesetzt.“